Rezension

Aus Mördersicht - interessant, aber nicht zu viel versprechen

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter - Malcolm Mackay

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter
von Malcolm Mackay

Irgendwie bin ich gerade ein wenig fassungslos, was dieses Buch angeht. Es behandelt ein wirklich unglaublich interessantes Thema.
Wenn man einen Thriller liest und es auch Morde gibt, dann ist es meist aus der Sicht des Opfers, eines Zeugen oder eines Bekannten/Verwandten geschrieben.

Hier ist das ganze Buch aus der Sicht des Autors Malcolm MacKay geschrieben, der immer wieder in das Innere der jeweiligen Person hineinspringt, aus der Sicht, aus der es gerade betrachtet werden soll. Somit werden einem natürlich interessante und auch wichtige Informationen geliefert. Egal, ob von Drogendealern, Schlägertypen oder bis zu Auftragskillern - alles wird in diesem Buch vertreten.

Es geht im Allgemeinen um die verbrecherische Unterwelt und welche Schandtaten hier getrieben werden. Ich finde es vor allem bei den Personen so faszinierend, dass man am Ende irgendwie jeden kennt, auch wenn er nicht so bedeutend für die Handlung war. Wenn man nämlich das Buch aufschlägt, sind an den Innenklappen des Buches die ganzen Verbrecher aufgezählt und ein paar Fakten über sie aufgestellt. Dadurch war ich recht überfordert, aber der Inhalt tastet sich langsam an jeden heran, sodass es einem später leichter fällt es zu verstehen.

Was ich auch noch toll fand, ist die Schreibweise. Bisher habe ich immer nur Bücher gelesen mit langen verschachtelten Sätzen, die so unglaublich anstrengend zu lesen waren. Bei "Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter" sind es meist kurze Hauptsätze. Man merkt dennoch, dass viele Sätze eins wären, wenn man sie nicht als kurze Gedankengänge wahrnehmen würde, denn man fühlte sich wie ein kleines Männchen, das mit dem Autor zusammen in dem jeweiligen Protagonisten ist. Somit war es auch sehr einfach durch das Buch zu kommen, das nunmal fast um die 400 Seiten fasst.

Calum ist hier eine der wichtigsten Hauptpersonen. Er ist ein sehr ruhiger Typ, der seine Arbeit verrichtet und das mehr als gut. Wenn ihm dann mal etwas in die Quere kommt, versucht er nicht die Fassung zu verlieren, da er sonst Fehler begehen könnte, die nicht zu verzeihen sind. Das sehen die meisten Protagonisten im Buch genauso, da sie Calum dazu anstiften, etwas zu tun. Dadurch, dass er freischaffend ist, ist es auch seine Aufgabe abzuwägen, ob er den Auftrag annehmen will oder nicht. Er brauch das Geld, um zu leben, also tut er es meist. Aber nicht zu oft hintereinander. Das könnte nämlich auffallen.
Irgendwie sind sonst auch alle anderen so drauf. Irgendwie ist jeder auf der Hut und versucht seinen Platz in der Gesellschaft zu finden, ohne aufzufallen. Gelingen wird es nicht jedem, aber auch dann wird es eine Lösung geben.

Das alles fand ich wirklich bemerkenswert und ich verstehe auch, warum der Autor mit dem Scottish Crime Book of the Year Award ausgezeichnet worden ist. Am Ende bekommt man noch einmal eine Moral von dem lieben Herrn.

»Dann braucht man nur noch den Mumm, diese Chance zu ergreifen.« [Seite 364]

Welche Chance das genau ist, solltest du wohl selbst in dem Buch nachlesen!

Es war auf jeden Fall ein tolles Erlebnis dieses Buch zu lesen. Man sollte einfach dazu greifen und in die Welt der einsamen und manchmal auch nicht so einsamen Verbrecher schnuppern. Interessanterweise stecken hinter solchen Menschen auch ganz normale Menschen. Malcolm MacKay hat das unglaublich gut verpacken können.

Ich würde dem Buch 3 von 5 Herzen geben, da ich es wirklich sehr interessant und unterhaltend fand, aber mir dennoch die Spannung in dem Buch völlig gefehlt hat.