Rezension

Ausbaufähige Fantasyromanze

Die Unbeugsamen -

Die Unbeugsamen
von Anera Adams

Bewertet mit 3 Sternen

Nach dem Tod des Vaters im Kampf gegen die Unbeugsamen ändert sich das Leben der jungen Katharina grundlegend. Ohne Einkommen können sich Katharina und ihre Mutter den gewohnten Alltag im besseren Viertel der Stadt nicht mehr leisten. Nun ist ihre Mutter auch noch schwer erkrankt und selbst die fiebersenkenden Kräuter sind für Katharina mittlerweile unerschwinglich. Sie schmiedet einen tollkühnen Plan, um den vielleicht letzten Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen und hat eine folgenschwere Begegnung.
In Anera Adams Roman kämpft Stadt gegen Land, natürliche Magie gegen schwarze Magie und Gier und Raffsucht gegen Frieden und Freiheit. Katharina als ich-erzählende Hauptfigur begegnet dem Unbeugsamen Will und muss erfahren, dass ihr Weltbild von vorn bis hinten erlogen ist. Ihre Zukunft in der Stadt hat sie verspielt und so bleibt sie an Wills Seite, um das Leben jenseits der Stadtmauern kennenzulernen. Doch Will trägt große Verantwortung für sein Volk, Katharina wird von den Dorfbewohnern wenig freundlich aufgenommen und muss sich erst beweisen. Diese Chance kommt schneller als gewünscht, denn Will ist in die Fänge des Ordens geraten.
Mir gefällt Anera Adams Setting ganz gut. Es erinnert ein wenig an die Geschichte  der großen Entdeckerjahre, in denen Columbus und Co fremde Welten besegelten und auf fremde Völker mit großen Bodenschätzen trafen. Wie diese Begegnung für die indigenen Völker und ihre Heimat ausging, ist trauriger Teil unserer unrühmlichen westlichen Zivilisationsgeschichte und droht auch Schicksal für Wills Volk zu werden. Adams Hauptfiguren finde ich ganz sympathisch und die Vorhersehbarkeit der amourösen Annäherung zwischen den beiden stört fast gar nicht. Besonders ins Auge fällt auch die aufwendige, schöne Gestaltung des Buches – innen wie außen.   
Nicht ganz so glücklich bin ich mit dem Erzählstil der Autorin. Die Geschichte lässt sich flüssig lesen, Spannungsaufbau ist auch vorhanden, doch viel zu viele Formulierungen laufen nicht ganz rund oder sind überambitioniert. Katharina beschreibt ihr Erleben und ihre Umgebung mit einer überbordenden Fülle an Wörtern und lässt dem Leser kaum Raum für eigene Eindrücke. Als Ich-Erzählerin müsste sie eigentlich nur ihre eigenen Gefühle wahrnehmen können und wiedergeben, wie Begegnungen und Situationen auf sie wirken. Doch Katharina weiß auch, dass sie gerade ausdrucklos schaut oder ihre Augen riesig werden oder sie die Stirn runzelt. Hier wird im Erzählen nicht zwischen Innen- und Außenansicht unterschieden und in die Ich-Erzählung rutscht immer wieder der personale Erzähler mit hinein. Das fällt dem geübten Leser ins Auge und mindert die Qualität des Textes. Hinter Anera Adams steht kein großer Verlag, sondern die Autorin hat ihren Roman selbst publiziert. Für Lektorat und Korrektorat wird das Budget sicher überschaubar gewesen sein. Mit ein wenig professioneller Unterstützung im Lektorat könnte die Geschichte ihr Potenzial voll ausschöpfen und mit gängigen Titeln des Buchmarktes mithalten.