Rezension

Ausgezeichneter Krimi mit sympathischen Ermittlern

Leichentuch - Andreas M. Sturm

Leichentuch
von Andreas M. Sturm

Bewertet mit 5 Sternen

Burkhard Eichler verlässt am 24. Dezember seine Firma, bevor die ersten Schneeflocken fallen. Wenige Minuten später ist er tot. Der Mörder lässt die Leiche im Auto liegen. Es beginnt zu schneien. Wie ein Leichentuch deckt der Schnee das Auto zu.

Auf den Tisch von Hauptkommissarin Karin Wolf landet die Vermisstenmeldung. Wenige Minuten vorher hat ihr der Chef mitgeteilt, dass Witkowski aus der Haft ausgebrochen ist. Man nimmt an, dass er sich auf schnellstem Wege ins Ausland abgesetzt hat. Doch Karin ahnt, dass dies ein Trugschluss ist. Witkowski hat ihr mit Rache gedroht.

Auch der neue Krimi des Autors zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen aus, der bis zum Schluss gehalten wird.

Die Protagonisten sind ausgezeichnet charakterisiert. Das trifft insbesondere auf die weiblichen Mitglieder des Ermittlerteams zu. Karin macht ihren Namen alle Ehre. Wie ein einsamer Wolf setzt sie sich auf die Spur der Täter. Aber in der momentanen Situation ist das lebensgefährlich.

Sandra, ihre Kollegin, fällt durch ihren trockenen Humor auf. Sie hat aber auch ein Gespür für die emotionale Stimmung von Karin. Heidelinde wurde erneut ins Team abgeordnet. Gewissenhaft und akribisch erledigt sie ihre Aufgaben.

Der Autor hat allen drei Frauen die Möglichkeit eingeräumt, sich weiterzuentwickeln. Den größten Sprung hat dabei für mich Heidelinde getan. Sie zeigt, dass mehr in ihr steckt als eine graue Büromaus.

Beide Handlungsstränge, die Aufklärung des Mordes und Witkowkis Racheakte, laufen zwar nebeneinander, beeinflussen sich aber gegenseitig. Die Handlung wurde so konzipiert, dass mir die Möglichkeit eingeräumt wurde, mich mit auf die Suche nach dem Täter zu begeben. Geschickt werden nicht nur von Witkowski, sondern auch von Autor in der Mordgeschichte verwirrende Fäden gelegt. Gleichzeitig wird deutlich, dass verschiedene Unbekannte im Hintergrund agieren.  

Das Buch ließ sich zügig lesen und schwer aus der Hand legen. Es hat mich schnell seinen Bann gezogen. Der Schriftstil ist fesselnd. Dialoge wurden gekonnt ausgefeilt. Hier darf Sandra mit ihrer scharfen Zunge brillieren. Die Emotionen der Protagonisten werden überzeigend in Bilder gefasst.

Angst, Wut und Zuneigung sind nur einige davon. Kleiner Anspielungen auf Dresdner Verhältnisse und Örtlichkeiten geben dem buch seine lokale Authentizität.

Das Cover mit dem weit schreienden Frauenkopf im Blick zurücksteht für mich für Angst und Schrecken. Es passt zum Inhalt des Buches.

Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Dazu beigetragen haben die geschickte Verbindung der zwei Handlungsstränge, die Entwicklungsmöglichkeiten der Protagonisten und die vielen kleinen Feinheiten und Ideen im Ablauf der Geschichte.