Rezension

Ausgrabungen in Ägypten fürs Sofa

Die Hoffnung auf ein neues Morgen -

Die Hoffnung auf ein neues Morgen
von Martina Sahler

Bewertet mit 5 Sternen

Ein kleiner Schatz unter den historischen Romanen, um es im Archäologie-Slang auszudrücken

Manchmal hat man einen Plan, wie es laufen soll. Doch irgendwie will sich bei allen rational positiven Aspekten einfach kein gutes Gefühl einstellen. So ähnlich könnte man wohl Victorias Lage im England der 1920er Jahre beschreiben.

Doch als Victorias geliebter Adoptiv-Vater stirbt und mit seinem letzten Willen verfügt, dass Victorias kleiner Bruder Jamie bei Onkel Oscar, der als Archäologe in Ägypten arbeitet, leben soll, wird Victorias Lebensplan sowieso unterbrochen. Sie bringt ihren Bruder allein dorthin und eine erlebnisreiche Reise beginnt, die keinen Stein auf dem anderen lässt.

Victoria ist für ihre Zeit eine sehr moderne Frau: Mit eigenem Willen, eigenem Lebensplan und Mut, zeigt sie ihrem Verlobten deutlich, dass sie sich nicht nur nach ihm richten wird. Dabei konnte ich mich mit Victoria sehr gut identifizieren, weil sie eher wie jemand meiner Generation denkt, als jemand der 1920er Jahre. Im Verlauf der Geschichte nimmt sie ihr Leben richtig in die Hand und blüht auf, als sich ihr Chancen auftun, die ihr ein ganz anderes Leben ermöglichen. Dabei ist sie wie im echten Leben manchmal schnippisch und frech, manchmal überaus liebenswert, manchmal mutig und manchmal verletzlich. Diese Vielschichtigkeit zeigt der Roman bei nahezu allen Personen und ich glaube, dass die Protagonisten dadurch so greifbar und authentisch wirken.

Das Setting des Romans hat mich ebenso überzeugt, denn man lernt so im Vorbeilesen ganz viel zur Archäologie und zum Leben in Ägypten während der Ausgrabungen. Ich persönlich hatte vorher weder Ahnung von dem einen noch von dem anderen und war unheimlich fasziniert davon. Dabei hilft natürlich die bildreiche Sprache und die Spannung, die die Figuren bei den Ausgrabungen transportieren.

Besonders mochte ich neben Victoria auch den kleinen Jamie, der manchmal wie ein kleiner Junge und manchmal wie ein erwachsener Archäologe daherkommt, sich aber in seinen Träumen nie beirren lässt. Genau wie er glaubt auch die Reisejournalistin Samantha nur an das Gute im Menschen, sodass diese beiden eine Art Klebstoff zwischen allen zwischenmenschlichen Beziehungen zu sein scheinen.

Ein ganz wunderbarer Roman, der mir wirklich ganz tolle Lesestunden und ein neugewonnenes Wissen über Archäologie und Ägypten beschert hat. Ich wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen!