Rezension

Authentisch, vielschichtig, spannend

Die Farbe des Vergessens -

Die Farbe des Vergessens
von Ina Resch

Bewertet mit 5 Sternen

Wenn es um Leichen geht, ist die junge Münchenerin Juli als Präparatorin einiges gewöhnt. Nichts kann sie so leicht aus der Fassung bringen, fast nichts. Doch als sie ihr Ebenbild auf dem Seziertisch sieht, bricht von ihr mühevoll erbautes Leben in sich zusammen. Warum hat die junge Frau sich umgebracht? Ist sie ihre verlorene Tochter? Juli macht sich auf die Suche nach der Wahrheit und stellt ihre Vergangenheit auf dem Obduktionstisch. Je tiefer sie schnitt, desto unheimlicher wird es...

Mir fällt der Einstieg nicht leicht, denn die Autorin hat mich mit ihrer sehr bildhaften Sprache mitten ein Sektionssaal katapultiert. Gnadenlos und ungeschönt beschreibt sie die Obduktion so detailreich, sodass ich das Buch erst mal zu Seite legen musste, um mich zu sammeln. Doch wenn man den ersten Schock überwindet, erwartet einem eine spannungsvolle Geschichte, ohne Blut. Durch viele geschickt eingebauten Wendungen bleibt der Spannungsbogen bis zum Ende Hoch.

Die Charaktere sind vielschichtig und abwechslungsreich. Besonders Juli als Protagonistin sehr vielfältig. Wegem ihrem jahrelangen Drogenkonsum, die sie fast zwei Jahrzehnten hinter sich hat, wirkt sie manchmal zerbrechlich und instabil aber gleichzeitig ist ihre Stärke und Wille ist beeindruckend. Ich habe mit ihr mitgelitten, gehofft, gekämpft... Neben Juli spielt ihrer beste Freund Ömer aus dem Kindertagen auch eine große Rolle. Durch ihm wirkt die Story noch authentische, denn die Autorin hat die türkische Kultur sehr gut recherchiert.

Mit dem viele schwierige Themen, wie Drogensucht, Rassismus, Migration hat die Autorin ein sehr spannendes Buch mit Sogwirkung geschrieben, welches die ich nur weiterempfehlen kann.