Rezension

Bedächtig und stimmungsvoll

Damals in Nagasaki -

Damals in Nagasaki
von Kazuo Ishiguro

Bewertet mit 4 Sternen

Etskuo ist gerade mit ihrem ersten Kind schwanger als unweit ihrer Neubauwohnung eine Frau mit ihrer kleinen Tochter in eine alte, heruntergekommene Hütte am Fluss einzieht. Die Fremde zieht einiges an Klatsch und Herablassung auf sich - offenbar treibt sie sich mit einem Amerikaner herum uns lässt die Tochter oft allein - doch Etsuko freundet sich mit ihr an. Aber obwohl Etsuko die beiden gern hat muss sie festellen, dass ihre Freundin den Wunsch nach Amerika auszuwandern über das Wohl ihrer kleinen Tochter stellt. Noch ahnt Etsuko nicht, dass es auch sie und ihre Tochter später einmal ins weit entfernete England verschlagen wird.

In kurzen Gesprächen und Nebensätzen erfährt man vom Unglück und den unfassbaren Verlusten die die Menschen in Nagasaki im Krieg und beim Atombombenangriff der Amerikaner erfahren haben. Die offensichtlichen Spuren in der Stadt sind zwar getilgt und die Zerstörung zumeist von Neubauten ersetzt aber fast jeder hat Angehörige, Hab und Gut oder wertvolle Erinnerungen verloren. Wirklich gesprochen wird darüber allerdings nicht. Nur Bruchstücke der Verluste und erlebten Schrecken lässt die typisch japanische Höflichkeit durchblitzen.

Ishiguro erzählt ruhig und bedächtig aber sehr stimmungsvoll. Obwohl nicht viel passiert bin ich nur so durch die Geschichte geflogen. Trauer und Einsamkeit aber auch der Wille nach einem Verlust weiterzumachen sind sehr präsent. Auch die Figuren mochte ich gerne. Zwar sind alle Unterhaltungen von Zurückhaltung uns Respekt geprägt, aber Charakter und gegenseite Zu- bzw Abneigung kommen trotzdem gut rüber. Schreiben kann Ishiguro einfach.

"Damals in Nagasaki" ist in seiner simplen Unaufgeregtheit vielleicht nicht Ishiguros bester Roman aber die Zwischentöne machen hier die Musik. Ich habe das Buch insgesamt sehr gerne gelesen.