Rezension

Beeindruckend geschrieben

Im fahlen Licht des Mondes - Kerstin Groeper

Im fahlen Licht des Mondes
von Kerstin Groeper

Bewertet mit 5 Sternen

„...Es gibt Dinge, die sollten zivilisierte Menschen nicht tun...“

Moekaè, eine 17jährige Cheyenne, wartet auf ihren Mann Heskovetse. Er kommt von der Jagd. Das Dorf liegt versteckt. Sie haben genug Nahrung für den Winter. Aber dann ändert sich alles. Weißes Soldaten überfallen im bittersten Winter das Lager. Die Frauen fliehen nur mit dem, was sie auf dem Leib haben. Wer nicht schnell genug ist, wird erschossen. Auch vor Kindern machen die Soldaten keinen Halt. Das Dorf brennen sie nieder. Moekaè sieht ihre Schwester fallen. Sie nimmt deren Kinder an die Hand und hastet weiter. Die Männer decken die Flucht. Bald treffen die Überlebenden wieder zusammen. Sie wissen, dass sie bald ein Dorf der Lakota finden müssen. Sonst werden sie erfrieren und verhungern.

Die Autorin hat einen fesselnden Roman über den Leidensweg der Cheyenne geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Moekaè. Nach dem Winter bei den Lakota führt ihr Weg in ein Lager im Süden. Dort verlieren die Männer ihre Aufgabe als Ernährer der Familie. Die Nahrungsmittel werden mehr oder weniger regelmäßig in die Reservation gebracht. Die hohe Todesrate und die Hoffnungslosigkeit führen dazu, dass die Häuptlinge entscheiden, ins Gebiet der Cheyenne zurückzukehren. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen. Mittlerweile ist Moekaè schwanger.

Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Das Land und die Lebensverhältnisse der Indianer werden anschaulich beschrieben. Die Autorin beherrscht das Spiel mit Metaphern. Sie vermag es, die Gedankenwelt der Cheyenne realistisch wiederzugeben. Die Gewalt der weißen Soldaten verändert auch die jungen Männer der Cheyenne. Plötzlich benehmen sie sich rücksichtslos und gewalttätig gegen weiße Frauen und Kinder. Die Spirale der Gewalt erreicht damit eine neue Dimension. Die Cheyenne verraten ihre Werte.Dass es auch anders geht, beweist Klara. Mit der Farmersfrau hat die Autorin eine besondere Protagonistin geschaffen. Sie hält ihre Männer mit leichter Hand in Schach und sorgt dafür, dass Moekaè nach der Geburt ihrer Tochter auf der Ranch bleiben darf. Obiges Zitat stammt von Klara. Sie äußert es, als sie erfahren muss, wie Soldaten auf Kinder schießen. Die Autorin zeigt, dass die Frauen oft den stärkeren Part in der Geschichte darstellen. Ihre Sorge um die Kinder ist auch eine Sorge um die Zukunft. Dadurch sind sie für neue Wege und Gedanken offen. Gut wird dargestellt, wie die Indianer mit Visionen und Träumen umgehen. Klara, die nicht zuletzt aus christlicher Nächstenliebe handelt, ist gegenüber den Traditionen der Indianer wesentlich toleranter als ihr grummelnder Mann. Beide Glaubensvorstellungen werden mehrmals verglichen und Gemeinsamkeiten herausgestellt. Gleichzeitig wird deutlich, wie Vorurteile zu Hass und Ablehnung führen. Es bedarf eines gewollten Aufeinanderzugehens, um die Stärken des anderem zu erkennen. Neben harten Zeiten gibt es im Buch auch Momente der Berührung und des Aufatmens.

Das Cover mit der jungen Indianerin wird ansprechend.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin hat ein Stück der bittersten Geschichte der Indianer aufgearbeitet. Für Moekaè gibt es ein hoffnungsvolles Ende. Was bleibt ist die Schuld der amerikanischen Nation an den Toten der indianischen Völker. Man hat ihnen das Land und die Heimat genommen. Viele sind daran zerbrochen.