Rezension

Beeindruckender Erstling - besser als Dan Brown!

Marter - Jonathan Holt

Marter
von Jonathan Holt

Eine Mordserie hält Venedig in Atem. Den Auftakt macht ein weiblicher Leichnam, gekleidet in die Gewänder eines Geistlichen, der an den Ufern des Canale Grande angespült wird. Ihm folgen eine getötete Menschenrechtlerin sowie ein Fischer mit Mafiakontakten. Mit den Untersuchungen der Mordfälle werden die junge Kommissarin Katerina Tapo und ihr Chef Colonel Aldo Piola beauftragt. Ihre Ermittlungen führen zum einen auf die Laguneninsel Poveglia, zum anderen zu einer Armee-Basis der Vereinigten Staaten außerhalb von Venedig und zu einem General, der während des Balkankrieges schwere Schuld auf sich geladen hat und dem nun in Den Haag der Prozess gemacht werden soll. Dessen Fall wird von der kürzlich auf die Base versetzten Holly Bolland untersucht, und so bleibt es nicht aus, dass sich die Wege dieser beiden Ermittlerinnen im Laufe der Zeit kreuzen. So kommen sie einer Verschwörung auf die Spur, in die neben der Regierung und dem Geheimdienst auch die Katholische Kirche und die Mafia verstrickt sind. Und alle Spuren laufen in Carnivia zusammen…

„Marter“ ist der erste Band der Carnivia-Trilogie des englischen Autors Jonathan Holt. Aber was genau ist Carnivia? Diese Frage beantwortet ein Blick auf Venedig, denn Carnivia ist die detailgetreue dreidimensionale Nachbildung der Lagunenstadt auf einem Online-Portal. Konzipiert als soziales Netzwerk mit Rollenspiel-Elementen bietet es den Nutzern die Möglichkeit, sich ohne Einschränkung in den Gassen der „Serenissima“ zu bewegen. Die Besonderheit der Avatare besteht darin, dass die Figuren Masken tragen und so ihre Anonymität gewahrt bleibt, wenn in diesem virtuellen Raum konspirative Treffen erfolgen und Geheimnisse ausgetauscht werden.

Mit „Marter“ ist Jonathan Holt ein spannender Erstling gelungen, der jedem Venedig-Liebhaber das Herz aufgehen lässt, denn die detaillierten Beschreibungen der „Serenissima“ und der Umgebung unterstützen und runden den gelungenen Plot ab.

Der Autor hat die verschiedensten Elemente wie beispielsweise Social Media, Kriegsverbrechen, Zwangsprostitution und Religion wohldosiert in seinen Thriller eingearbeitet und ihnen jeweils eigene Handlungsstränge zugeschrieben, die erst allmählich zusammengeführt werden. So bleibt das Interesse des Lesers konstant hoch, bis sich nach und nach eine runde Geschichte entwickelt und die einzelnen Facetten zusammengeführt werden.

Für einen Erstling sehr beeindruckend sind die Darstellungen der Personen, speziell die beiden Frauenfiguren sind sehr detailliert angelegt und sympathisch beschrieben. Ich hoffe und gehe eigentlich auch davon aus, dass wir zumindest Katerina Tapo in den beiden noch ausstehenden Bänden der Trilogie wieder begegnen werden.