Rezension

Beeindruckendes Portrait der Mrs. Hemingways

Als Hemingway mich liebte - Naomi Wood

Als Hemingway mich liebte
von Naomi Wood

Bewertet mit 4 Sternen

Die Vertrautheit, das alte Miststück

Vier mal war Hemingway verheiratet. In zahlreichen Vor- und Rückblenden erzählt Naomi Wood die Geschichte Hemingways und seiner Ehefrauen. Glücklich sind seine Frauen nicht mit ihm geworden, dafür war sein Ego zu groß. Und die Unfähigkeit, allein zu sein. Daher fand "Papa" seine zukünftige Ehefrau stets, während er mit der Vorgängerin noch verheiratet war.

Das Buch beschreibt eindrücklich, wie die vier "Mrs. Hemingways" zunächst glücklich sein durften, dann jedoch vergeblich um die Liebe Ernests kämpften. Denn Hemingway war gut darin, sich zu verlieben, nicht gut darin zu bleiben. Und Treue gehörte auch nicht zu seinen herausragenden Fähigkeiten. Das wussten alle seine Ehefrauen, denn bis auf Mrs. Hemingway Nr. 1 waren sie alle zunächst Geliebte, bevor sie zur Ehefrau erkoren wurden. Er sagt es selbst zu einer seiner Ehefrauen, worin sein Problem besteht: "Die Vertrautheit, das alte Miststück". Er brauchte Abenteuer, Leben, Herausforderung und Verliebtsein, die Vertrautheit einer langen Partnerschaft allein konnte ihm all das nicht geben.

Das Portrait dieser vier sehr unterschiedlichen und sehr starken Frauenpersönlichkeiten, die sich in 4 Jahrzehnten "Mrs. Hemingway" nennen durften, ist eine Zeitreise mit interessanten Einblicken in das Leben Hemingways, den man neben seiner schriftstellerischen Leistung in erster Linie als vor Testosteron strotzenden Macho, Kriegsberichterstatter, Jäger oder Fischer kennt, der stolz vor einem riesigen Marlin posiert. Obwohl man ja weiß, wie es endet, ist das Buch spannend bis zur letzten Seite.