Rezension

Beeindruckendes Portrait einer Leuchtturm-Dynastie und von Robert Louis Stevenson

Die Leuchttürme der Stevensons -

Die Leuchttürme der Stevensons
von Sabine Weiss

Bewertet mit 4.5 Sternen

Sabine Weiß nimmt uns mit ins Schottland des 19. Jahrhunderts und zeichnet ein beeindruckendes und detailgetreues Portrait der Leuchtturm-Dynastie der Stevensons und erzählt vom Leben des Schriftstellers Robert Louis Stevenson.

Worum geht es?

Robert Louis Stevenson (“Louis”) soll ins Familiengeschäft einsteigen und ebenfalls Leuchttürme entwickeln, konstruieren und bauen. Sein Leben und seine Ausbildung sind vollständig darauf ausgerichtet. Er lernt alles von der “Pike” auf. Auf Inspektionsreisen ist dieser zwar stark beeindruckt von den Werken seiner Vorfahren und sehr interessiert an der Vergangenheit, doch das Ingenieurswesen fällt ihm sehr schwer. Immer wieder driften seine Gedanken zudem ab – denn sein einziger Wunsch ist es, Schriftsteller zu werden.

Meine Eindrücke vom Buch

“Die Leuchttürme der Stevensons” hat mich sehr schnell in seinen Bann gezogen. Allein das im grau-blau-weiß gehaltene Cover ist ein echter Hingucker, welches von der Leuchtturm-Karte in der Innenklappe abgerundet wird.

Leuchttürme haben mich schon immer fasziniert, aber ich habe mich nie näher mit ihnen beschäftigt. Ein paar Romane von Robert Louis Stevenson (“RLS”) habe ich vor vielen Jahren gelesen und sehr gemocht, doch ich habe mich nie mit ihm selber beschäftigt. Dank Sabine Weiß habe ich nun beeindruckende Einblicke in eine außergewöhnliche Familiendynastie und ins Leben eines bemerkenswerten Schriftstellers gewonnen. Sabine Weiß hat sich sehr viel Mühe mit der Recherche zu diesem Buch gegeben und das macht sich bemerkbar. Mich haben ihre Detailtreue und ihre detaillierten Beschreibungen fasziniert. Auch hat sie gleichermaßen die baulichen Leistungen wie auch die Charaktere selbst sehr gut beschrieben. Ich konnte mir alle Personen sehr gut vorstellen und die meisten sind mir auch ans Herz gewachsen. Vor allem die Beschreibungen zu dem Leuchttürmen, die RLS auf dem Inspektionsreisen gesehen hat, haben mich auch dazu bewegt, noch mehr über sie herausfinden zu wollen. (Ich habe tatsächlich aufgrund eines Romans noch nie soviel recherchiert wie bei diesem!) Und besonders gefreut hat es mich, dass Sabine Weiß wirklich viele Details in ihrem Buch verarbeitet hat. Mir hat auch gefallen, dass die Charaktere authentisch und ohne Schönfärberei dargestellt wurden, vor allem RLS, der es sich mit seiner Tagträumerei und Naivität nicht immer leicht gemacht hat und dem auch immer wieder Steine in den Weg gelegt wurden. Ich finde, es grenzt schon an ein Wunder, dass er es (vor allem in der damaligen Zeit) geschafft hat, seinen Weg zu gehen.

Doch bei aller Faszination für dieses Buch habe ich leider zwei Kritikpunkte, die mir das Lesen etwas erschwert haben:

Der Schreibstil passt zur Geschichte und zur Zeit und er birgt auch so manches sprachliche Schätzchen. Ich fand ihn leider trotzdem sehr anstrengend und ich konnte das Buch nicht flüssig lesen.

Im Gegensatz zum gesamten Buch, das durch detaillierte Beschreibungen und ein langsames Tempo auffiel, kam mir leider der Epilog wie ein Sprint vor. Hier hätte ich mir ein paar mehr Details oder weitere Ausführungen gewünscht. Aber vielleicht ist das Stoff für ein zweites Buch zu Robert Louis Stevenson.

Alles in allem habe ich dieses Buch sehr genossen. Ich habe mit den Charakteren mitgefühlt und ich habe das damalige Schottland mit all seiner Natur, seiner Rauheit und auch seiner Schönheit erleben dürfen. Ich habe nun noch mehr Respekt vor Leuchttürmen und werde das eine oder andere Buch von RLS bestimmt noch einmal und dann mit anderen Augen lesen, nun da ich bereits einige Parallelen zwischen seinem Leben und seinen Geschichten sehen kann.

Ich kann das Buch wirklich jedem empfehlen, der sich für Leuchttürme, Robert Louis Stevenson als Mensch und Schriftsteller und/oder für Schottland im 19. Jahrhundert interessiert!