Rezension

Beklemmend wahrscheinliche Zukunftsvision

Die dritte Generation - Lauren DeStefano

Die dritte Generation
von Lauren DeStefano

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt

 

Alle Arten von Krebs scheinen besiegt. Doch diese Immunität hat ihren Preis: Die Lebenserwartung der Menschheit ist drastisch gesunken. Jeder neugeborene Junge lebt höchstens fünfundzwanzig, jedes Mädchen zwanzig Jahre.

 

Rhine ist sechzehn und weiß, dass sie bald sterben wird. Aufgrund eines fatalen Eperiments kann die so genannte Erste Generation zwar nicht mehr an einer tödlichen Krankheit sterben. Doch ihre Nachkommen werden spätestens mit Mitte Zwanzig von einem unbekannten Virus dahingerafft, das in ihren Genen versteckt ist.
Aufgrund dessen hat sich eine Gesellschaft entwickelt, deren oberstes Ziel Nachwuchs ist. Um jeden Preis. Weibliche Teenager werden entführt und dienen reichen Männern, die oft zwei oder mehr Ehefrauen haben, als Bräute.
Auch Rhine gerät an einen „Sammler“, der sie und zwei weitere Mädchen an den wohlhabenden Linden verkauft. Entgegen ihrer Befürchtungen ist dieser nicht das Monster, für das sie ihn hält. Trotzdem würde sie eher sterben, als in seinem Haus eine Gefangene zu sein und auf ihre Freiheit verzichten zu müssen.
Ob ihr der junge Diener Gabriel dabei helfen kann, zu entkommen?

 

Meinung

 

Der Klappentext zu Totentöchter: Die dritte Generation hat mich sofort angesprochen, auch wenn ich mir nicht viel Neues in dystopischer Hinsicht von dem Roman versprach. Allerdings überraschte mich das Jugendbuchdebüt von Lauren DeStefano dann doch aufgrund der beklemmenden Atmosphäre, die sie erschafft. Es gibt genügend wirklich brutale Vertreter in diesem Genre, auch im Jugendbuchbereich. Aber die Autorin schafft gleich zu Beginn eine Szenerie, die vor allem in der knappen Schilderung der Grausamkeiten erschreckend realistisch ist und eher an einen nüchternen Kriegsbericht erinnert.
Das bedeutet nicht, dass man nicht mit der Hauptperson Rhine mitfühlen kann, ganz im Gegenteil. Sie ist eine Figur, die einen in ihren Bann zieht, besonders durch ihren inneren Zwiespalt, sich bei ihrem Ehemann und seinem Vater anbiedern zu müssen, um irgendwann fliehen zu können. Zumal sie bald erkennt, dass Linden nicht ihr wahrer Feind, sondern durchaus ein Mann ist, für den sie zärtliche Gefühle entwickeln könnte.
Dagegen bleiben die übrigen Charaktere beinahe blass, bis auf Rhines Schwesternfrauen, die ebenfalls toll dargestellt sind, weder zu gut noch mit zu vielen Fehlern behaftet, um Rhine besser dastehen zu lassen.

 

Der Schreibstil hebt sich dabei positiv von anderen Dystopien ab: Leicht verständlich, doch nicht zu einfach gestrickt. DeStefano weiß, wie man Szenen so beschreibt, dass der Leser sie bildlich vor Augen hat, ohne dabei zu ausufernd zu werden. Dadurch wird die Handlung packend spannend und reißt einen von der ersten Seite an mit. Längen gibt es so gut wie keine und selten kommt Langeweile auf, obwohl Rhines Gefühlschaos eindringlich dargestellt wird.
Leider werden manche Dinge viel zu kurz abgehandelt. Manchmal sind die inhaltlichen Sprünge von einem Schauplatz zum nächsten zu groß, es werden Erklärungen ausgelassen, die wesentlich zum Verständnis der Geschichte beitragen könnten. Vor allem ganz zum Schluss hin geht es zu hektisch zu, es wirkt fast, als wollte die Autorin so schnell wie möglich das Buch abschließen, ohne zu viele Worte zu verschwenden.
Ebenso verhält es sich mit dem eigentlichen Bösewicht: Er ist eher ein böser Schatten als wirklich präsent. Über seine Motive wird lediglich spekuliert, Genaueres bleibt im Unklaren. Allerdings bieten die Nachfolgebände noch reichlich Gelegenheit, ihn weiter auszubauen.

 

Fazit

 

Totentöchter: Die dritte Generation besticht hauptsächlich durch seine mitreißende Handlung, eine Hauptfigur, die einen schnell für sich einnimmt, und viele Szenen, die beklemmend realistisch wirken. Rhines Schicksal weiß so zu fesseln, dass man oft über die Lücken der Geschichte gerne hinwegsieht, da ihr Charakter viele Dinge ja auch nicht wissen kann.
Manchmal allerdings wünscht man sich etwas mehr Informationen, eine ausführlicher beschriebene Szene oder einen Bösewicht, der greifbarer ist als ein bloßer Schatten.
Doch die zwei Folgebände lassen hoffen, dass Rhines und Gabriels Story genauso spannend und etwas detailliert weitergeführt wird. Leider sind sie bisher nur auf Englisch erhältlich.