Rezension

Beklemmende Atmosphäre, aber keine wirklich spannende Handlung

Stone Bruises - Simon Beckett

Stone Bruises
von Simon Beckett

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:

Sean ist auf der Flucht. Vor wem oder vor was, wissen wir nicht. Als er mitten im französischen Nirgendwo sein Fluchtauto abstellen muss, läuft er zu Fuß weiter - bis er in eine Tierfalle tappt und sich schwer verletzt. Zunächst bewusstlos, wacht er erst wieder auf einer abgelegenen Farm auf. Diese wird von Arnaud - im wahrsten Sinne des Wortes - beherrscht, einem mürrischen Alten, der seine beiden Töchter, Mathilde und Gretchen, an der kurzen Leine hält. Wirkliche Zuneigung zeigt er nur seinem Enkel Michel gegenüber, Mathildes Sohn. Sean ist dagegen wenig willkommen, stört ein Fremder doch lediglich die Abgeschiedenheit der Farm. Doch Mathilde kümmert sich um Sean, pflegt ihn, und je länger er auf der Farm bleibt, desto klarer wird ihm, dass einige Dinge so gar nicht koscher sind. Hinzu kommt noch, dass Sean selbst ein Geheimnis zu verbergen hat ...

Meinung:

So ganz warm bin ich mit dem Buch und den Figuren leider nicht geworden. Streckenweise plätscherte die Handlung nur vor sich hin, es gab kaum ein Vorwärtskommen. Dabei schafft es Beckett eigentlich ziemlich gut, eine konstant bedrohliche, geheimnisschwangere Atmosphäre aufzubauen. Als Leser spürt man regelrecht, dass sich irgendetwas Schwerwiegendes zusammenbraut, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis der Sturm losbricht. Tja, aber man wartet doch ziemlich lange ... Es passiert nie wirklich etwas, Szene reiht sich an Szene, ohne dass es zu Enthüllungen oder großen Spannungsmomenten kommt. Der Appetit wird zwar stetig angeheizt, aber irgendwann hatte ich das Gefühl, ich verhungere!

Die Charaktere sind allesamt solide gezeichnet. Da die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt wird, erfahren wir am meisten über Sean, seine Zweifel, Ängste, Gewissensbisse. Das ist auch ein intensives Leseerlebnis, aber ab einem gewissen Punkt dachte ich mir "Junge, jetzt komm mal zu Potte, entscheide dich, nimm dein Leben in die Hand"! Sean ist oftmals sehr zögerlich und unentschlossen. Das mag daran liegen, dass er selbst Geheimnisse hat und sich dadurch angreifbar macht, aber dass er manche Situationen einfach über sich ergehen lässt, hat mich genervt.

Sämtliche Mitglieder der Arnaud-Familie sind dagegen sehr verschlossen, bis hin zu offener Feindseligkeit. Arnaud ist der unumstrittene Patriarch, seine beiden Töchter müssen ständig kuschen und ihm gehorchen. Ständig habe ich mich gefragt, welche Leichen in ihrem Keller liegen mögen, was es zu verbergen gibt - denn diese Verschlossenheit ist mehr als ungewöhnlich!

Die sich durch das gesamte Buch ziehende bedrohliche Atmosphäre passt sehr gut zu dem Setting. Leider war sie aber auch nie so bedrohlich, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen wollten oder ich mal tief Luft holen musste. Immer wieder wartete ich darauf, dass nun endlich mal etwas zünden würde, dass endlich mal etwas PASSIERTE: doch Fehlanzeige. Irgendwann stellte sich dann bei mir eine gewisse Enttäuschung ein und ich habe nicht mehr mit großem Enthusiasmus zum Buch gegriffen.

Das Ende wiederum hat mich überzeugen können und mich mit allem versöhnt. Ich fand es realistisch und auf gewisse Weise "menschlich". Zum Glück keine dieser abstrusen, an den Haaren herbeigezogenen Auflösungen, wie sie einem in manchen Thrillern schon mal begegnen.

Fazit:

Das Buch besticht durch seine durchweg bedrohliche, manchmal sogar beklemmende Atmosphäre. Trotzdem will keine rechte Spannung aufkommen, der "drive" fehlt. Geradlinig steuert die Handlung auf ihren Höhepunkt zu, der mich dann aber doch letztlich zufriedenstellen konnte.

3 von 5 Sternen