Rezension

Beklemmende Hochspannung

Die 18. Entführung -

Die 18. Entführung
von James Patterson

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser neue, der 18. Fall des " Women Murder Club" lässt die gewohnte Leichtigkeit nebst gelegentlichem Humor, den diese Reihe, neben den spannenden Kriminalfällen, ansonsten innehatte, vermissen. Stattdessen ist er fast düster uind beklemmend geschrieben.

Erzählt wird die Geschichte von Anna, einer Überlebenden des Jugoslawienkrieges zu Beginn der 1990er Jahre. Sie lebt nun in San Francisco, körperlich und seelisch schwer gezeichnet von all dem, was ihr, einer Bosnerin, von Serben angetan wurde. Eines Tages erkennt sie auf der Strasse ihren grössten Peiniger, der nicht, wie verbreitet wurde, tot ist, sondern ein Luxusleben in San Francisco führt. Sie versucht, ihn zu verfolgen, verunglückt aber dabei und es ist Joe Molinari, der FBI Beamte und Ehemann von Lindsay Boxer, der ihr zu Hilfe eilt. Anna beginnt, ihm ihre Geschichte zu erzählen.

Lindsay Boxers Ermittlungen drehen sich um drei  Lehrerinnen, die nach einem Kneipenabend spurlos verschwunden sind. Als nach einigen Tagen die Leiche einer der Lehrerinnen gefunden, greifen nach und nach die beiden Fälle ineinander. Lindsay und Joe beginnen einen Wettlauf gegen die Zeit.

 

Wen starke körperliche und seelische Gewalt in Büchern triggert, sollte das Buch nicht lesen. Denn die Geschehnisse damals in Bosnien und die neuerlichen in San Francisco sind sehr intensiv - ohne effektheischend zu sein -, sehr deutlich und sehr beklemmend geschildert; es ist teilweise sehr schwer auszuhalten. Die Schilderungen liegen über der ganzen Geschichte und bestimmen die Dynamik des Romans. Das Leiden der gequälten Frauen und die Rohheit , Unmenschlichkeit und Eiseskälte der Täter zu lesen ist schmerzlich. Ist aber die Wahrheit und immer ein Kennzeichen von Krieg. Identitäten vernichten und auslöschen. Restlos.

Was ich diesmal vermisst habe, sind die anderen drei Frauen des " Women Murder Clubs". Claire, die Gerichtsmedizinerin, Yuki, die Anwältin und Cindy, die Journalistin. Sie werden in diesem Roman nur mehr am Rande erwähnt. Und die Treffen der vier Frauen, die ja meist durch den Austausch und die Gespräche die jeweiligen Fälle von Lindsay vorantreiben und auch einen großen Charme dieser Reihe ausmachen, fehlen dieses Mal völlig.

Das Buch ist sehr dicht und atmosphärisch geschrieben, lässt kaum Zeit zum Durchatmen. Wer sich von all dem nicht abschrecken lässt, wird ein spannendes, nachhaltig wirkendes Buch lesen.