Rezension

Bennie Griessel sollte man nicht unterschätzen

Todsünde -

Todsünde
von Deon Meyer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Bennie Griessel, seit 200 Tagen trockener Alkoholier, und sein Kollege Vaughn Cupido von der südafrikanischen Sondereinheit Valke sind nach 30 Dienstjahren in einem Disziplinarverfahren degradiert und befristet strafversetzt worden; ihr Gehalt wird entsprechend gekürzt. Wundern könnte man sich allerdings, warum sie statt in die Karoo (wie geplant) ausgerechnet nach Stellenbosch verbannt werden, eine liebliche Gegend, in der andere Leute Urlaub machen. Das ist doch keine Strafe, entrüstet sich jemand. Bennie und Vaughn jedenfalls fühlen sich gestraft genug, „Benna“ meint, seine Hochzeit mit Alexa deshalb absagen zu müssen, und Vaughn findet sich sowieso unwürdig, der Liebe seines Lebens einen Antrag zu machen, ehe seine Anzüge ihm nicht wieder passen. In Stellenbosch bereitet die angestellte Immobilienmaklerin Sandra das Geschäft ihres Lebens vor, mit dem sie ihre Schulden endlich tilgen könnte. Der Verkauf eines angesehenen Weinguts an einen ausländischen Investor hat allerdings mindestens zwei Schönheitsfehler: der Auftraggeber ist ein bekannter Betrüger und Sandras Chef versucht sie bis zur letzten Minute über den Tisch zu ziehen, weil er ihr den üblichen Anteil an der Verkaufsprovision nicht gönnt. Als in Stellenbosch ein unauffälliger Student vermisst wird, der ein begnadeter Hacker sein soll, habe ich mich gefragt, ob es Zufall sein kann, dass ausgerechnet Griessel und Cupido in Stellenbosch aushelfen, die (vom Beruf und ihren Süchten ausgelaugt) jedoch noch immer zu den erfahrensten Ermittlern Südafrikas zu zählen sind. Ein Polizistenmord und Briefe, die Griessel und Vaughn persönlich zugestellt werden, werfen sogar die Frage auf, ob nicht jemand bewusst an der Versetzung gedreht haben könnte, damit in Stellenbosch jemand den beiden auf den Leim geht oder damit andere Ermittler sich an heiklen Fällen nicht die Finger verbrennen.

Deon Meyers 7. Benny-Griessel-Band nimmt sehr zögernd Tempo auf, bis alle Handlungsstränge eingerichtet sind und Griessels Fans zu rätseln beginnen, wie die Ereignisse zusammenhängen könnten. Was ein Hacker in einem korrupten Staat zusammentragen kann oder wie nützlich der Kollege aus dem Archiv ist, der sich mit Waffentypen auskennt, macht Laune zu lesen. Auch wie Sandra sich aus ihrer aussichtslosen Situation herauszuwinden versucht oder wie Bennies Chefin Mbali Khaleni aus dem Hintergrund ihre Fäden bis Stellenbosch zieht, hat mir manches Grinsen entlockt. Schließlich demonstriert Deon Meyer einmal wieder, dass er exzellent recherchiert, wenn er alle Experten, die zu diesem Abenteuer ihr Wissen beigetragen haben, in der Danksagung am Ende aufführt. Wer etwas Geduld aufbringt, entdeckt in diesem Band, dass Griessel und Vaughn zwar Chaoten sind, man sie jedoch nicht unterschätzen sollte.