Rezension

Berührende Liebesgeschichte

Der Himmel ist ein Fluss - Anna Kaleri

Der Himmel ist ein Fluss
von Anna Kaleri

Bewertet mit 5 Sternen

Buchbeschreibung:

„Meine masurische Großmutter konnte ich nicht kennen, weil sie im Januar 1945 erschossen wurde. Ich habe nie ein Foto gesehen, lange wusste ich nicht einmal ihren Vornamen. Es gibt keinen Kirchenbucheintrag, keinen Grabstein. Es ist, als hätte es sie nicht gegeben.“

Minna ist eine junge masurische Landarbeiterin, die den anderen hochmütig erscheint, weil sie davon träumt, der Enge des Dorflebens zu entkommen. Eines Tages, noch vor dem Krieg, lernt sie auf einem ihrer Streifzüge durch die Wälder den Vogelkundler Gwidon kennen. Er ist polnisch, katholisch und verheiratet. Trotzdem üben die beiden aufeinander eine immer stärker werdende Faszination aus.
Um dauerhaft in seiner Nähe zu sein, zieht Minna schließlich nach Allenstein, wo Gwidon lebt, und nimmt dort eine Stelle als Kindermädchen an. Wieder beginnen die beiden, sich heimlich zu treffen: in verlassenen Gärten am wilden Ufer der Alle. Sie begeben sich dabei in große Gefahr, denn die Liebe zwischen einer Deutschen und einem Polen ist zu diesen Zeiten unmöglich…
Anna Kaleri erzählt eine tragische Liebesgeschichte, wie sie sich zugetragen haben könnte. Sie beleuchtet damit ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte und erschafft zugleich eine berührende Romanfigur.

 

 

Mein Leseerfahrung:

Dieses Buch beschreibt das Leben der Grossmutter der Autorin, wie es in etwa sich hatte zugetragen können. Es geht um eine berührende Liebesgeschichte, zwischen einer jungen Masurin und ihrem verheirateten Liebhaber, einem Polen zu dunklen Zeiten der Geschichten - Kriegszeiten. Die Autorin weiss nicht viel über ihre Grossmutter, kannte lange Zeit nicht einmal deren Vornamen. Von ihr gibt es kein Foto, keine Schriftzeugnisse und nicht einmal einen Grabstein, als ob es sie nie gegeben hätte.

Anna Kaleri macht sich auf Spurensuche und das, was sie über ihre Großmutter erfährt schreibt sie ausschmückend in diesem Liebesroman nieder, so wie es sich wahrscheinlich in etwa zugetragen hat.

In dieser Liebesgeschichte - die in vier Teilen gegliedert ist - wird das Leben der jungen Minna beschrieben. Früh wurde sie vergewaltigt vom Gutsherren, geschwängert und gibt ihre kleine Tochter Trudchen als ihre Schwester aus. Später wird sie abermals schwanger und als "Polackenhure" beschimpft. Vor jedem Kapitel berichtet die Autorin immer über das, was sie recherchiert hat und schreibt dann flüssig diesen Roman weiter.

Minna liebt Gwidon, einen Polen, was nicht sein darf. Zum einen nicht, da er wesentlich älter und verheiratet ist, desweiteren nicht, weil er eben Pole ist und in der damaligen Zeit eine Deutsche oder Masurin das Volk nicht mit solch einer Beziehung schänden darf.

Sie wird wegen dieser Beziehung verhaftet, verurteilt und mit 5 Jahren Gefängnis bestraft. Gerade als sie dieses verlassen darf, ihr inzwischen etwa 5 Jahre altes Kind nur einmal kurz über die Gefängnismauer hinweg gesehen hat und gerade, als sie ihr ungeordnetes Leben einigermaßen ordnen will, wird sie 1945 von den Feinden erschossen.

So endet dann auch der Roman: Wie sie quasi hingerichtet wird und stirbt.

Am Ende des Buches gibt es noch ein paar Anmerkungen über Begriffe, die heutzutage nicht mehr gebräuchlich sind.

Das Buch hat mich sehr berührt, die Liebesgeschichte geht unter die Haut, weil sie so ausdauernd und so unerschütterlich ist, obwohl sie gar nicht sein darf. Das Buch hat mich sehr gefesselt und ich habe es fast in einem Rutsch gelesen. Man kann sich die Minna sehr klar vorstellen mit ihrem dunklen Haar und den kornblumenblauen Augen.

Am Ende war ich heilfroh, nicht in dieser Zeit geboren zu sein, weil diese Geschichte einem so oder ähnlich auch hätte passieren können. Eine mutige und starke Frau, über die hier berichtet wird und über die es wert war geschrieben worden zu sein.

 

by esposa1969