Rezension

Berührt schmerzlich

Der Tag, an dem Rose verschwand - Linda Newbery

Der Tag, an dem Rose verschwand
von Linda Newbery

Bewertet mit 5 Sternen

"Der Tag, an dem Rose verschwand" ist eine bewegende Geschichte, die aufzeigt, wie sehr Menschen unser Leben mitbestimmen, sei es nun in Gegenwart oder Vergangenheit. Für Anna bedeutet das Verschwinden ihrer Schwester, dass sie unter extremen Verlustängsten leidet, die sich auf Partnerschaft und Beruf übertragen. Sobald es brenzlig oder einengend wird, zieht Anna die Reißleine und beendet ihren Job oder die Beziehung zu einem Mann. Rose ist in Annas Leben präsent und lässt sich auch nicht ausblenden. Rose ist ohne Abschied gegangen und da auch niemand weiß, ob sie noch lebt, ist immer noch Hoffnung vorhanden. Was ist damals geschehen und warum Rose aus dem Leben der Familie verschwunden? Nach und nach bekommen wir als Leser Klarheit und befinden uns letztendlich in einem echten schmerzhaften Drama, welches auch Tabuthemen beinhaltet. Es ist nicht nur Anna, die ihre eigenen inneren Kämpfe ausficht,sondern auch ihre Mutter, deren Schicksal grausam und schmerzhaft ist. Eine andere Zeit wird bewusst herbeigeführt, in der wir Menschen noch nicht so offen mit diesen oder jenen Dingen umgegangen sind. Es zeigt aber auch, dass unser Denken uns vorauseilt, aber hier und da, manches immer noch verwerflich ist und müde belächelt wird. Es wird sehr extrem dargestellt und endet in einem Drama, für das es keine Worte gibt. Ich mag es nicht genau ausführen, da ich dem Buch die Spannung nehmen würde. Das damalige Geschehen zieht sich durch das Buch wie ein roter Faden und ist sozusagen der Aufhänger, auch für das Verschwinden von Rose, Es hängt alles zusammen und betrifft auch Anna.

"Der Tag, an dem Rose verschwand" liest sich sehr leicht und berührte mich zutiefst. Die Familiengeschichte wird irgendwann schlüssig und lebt aus den guten und schmerzlichen Erinnerungen der Protagonisten. Manchmal wären Abläufe der Handlung einfacher zu ertragen gewesen, wenn die jeweiligen Personen darüber geredet hätten, was sie belastet und quält. Im Alleingang vereinsamt man innerlich und das kommt hier sehr gut zum Vorschein. Letztendlich ist "Der Tag, an dem Rose verschwand" ein Buch über das Loslassen und Neuanfänge. Ich konnte mich komplett auf das Geschehen einlassen und das Buch zufrieden zuklappen, da es mich dahin geführt hat, wo ich hinwollte, in ein Familiendrama, welches mit einem Happy End endet und mich nachdenklich zurücklässt. Vielleicht gibt es auch in meinem Leben Geheimnisse, die ich bisher nicht ausgesprochen habe? Manches Geschehen in der Kindheit prägt für immer und lässt uns zu den Menschen werden die wir heute sind. Wir müssen aber nicht da stehen bleiben wo wir sind, sondern können uns wenn wir wollen auch wieder annähern und uns verändern lassen.

Von mir eine echte Leseempfehlung und 5 Sterne für ein Buch, welches Schmerzen mit Freude verbindet und Neuanfänge möglich macht.