Rezension

Schön Melancholisch mit einem überzeugenden Ende!

Der Tag, an dem Rose verschwand - Linda Newbery

Der Tag, an dem Rose verschwand
von Linda Newbery

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt: 
Als Teenager verschwindet Rose plötzlich und lässt ihre Eltern Sandy und Don, sowie ihre kleine Schwester Anna verzweifelt zurück. Denn sie hören nie wieder von ihr, keine Postkarte das es ihr gut geht, aber auch kein Leichenfund der zumindest die quälende Ungewissheit beenden würde. 
20 Jahre später: Sandy möchte einen Schlussstrich ziehen und schlägt vor das Haus zu verkaufen um neu anzufangen. Doch eigentlich kann sie von de Vergangenheit nicht lassen und es scheint ihr immer schlechter zu gehen. Don ist zwar besorgt, glaubt aber das sie vielleicht an Demenz leiden könnte. 

Während Anna selbst ihre Schwester ebenfalls nie loslassen konnte, versucht sie trotzdem mit ihrem Leben klar zu kommen. Immer wieder fühlt sie sich der großen Schwester unterlegen.  Rose ist in der Erinnerung aller nie erwachsen geworden und daher immernoch die "perfekte" große Tochter des Hauses, die eine glänzenden Zukunft als Künstlerin entgegensah. Immer war diese die Begabtere, die Hübschere an der sich Anna nie so richtig messen konnte. 
Schließlich hält es Anna nicht mehr aus, sie ist nach wie vor sicher das ihre Schwester noch irgendwo da draußen ist - und zwar quicklebendig. Mit ihrer eigenen Beziehung ist Anna überfordert und als die Situation für sie unerträglich wird, zieht sie für ein paar Wochen aus und beginnt endlich sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen. Doch was wird sie finden? Wird die Wahrheit sie glücklich machen und was würde es heißen wenn die große Schwester tatsächlich am Leben ist? Als Anna hinter die Geheimnisse dieses Mittwochnachmittages kommt, erkennt sie, das sie sich von der Vergangenheit lösen muss um eine eigene Zukunft zu haben... 

Meine Meinung: 
Zu weilen ist die reine Handlung etwas kitschig geraten, allerdings hat es mich ausnahmsweise mal kaum gestört. Das liegt daran das es der Autorin sehr gut gelingt die verschiedenen Handlungsebenen aufeinander abzustimmen und miteinander zu verknüpfen. Interessant ist dabei auch, wie dadurch die Erinnerungen der Hauptfiguren mit der Vergangenheit verschmelzen und man nach und nach versteht, wie eigentlich alles wirklich zusammenhängt. Dabei hat mich die Autorin sogar ein Stück weit überraschen können, da die Geschichte immer wieder in eine andere Richtung ging als ich es zunächst erwartet hätte. 

Sehr angenehm fand ich dabei auch das sich Linda Newbery nicht für ein lahmes Happy End entscheidet, sondern soviel sei verraten es sperriger gestaltet. Da ich ja immer wieder gerade dann meckere wenn sich eine Autorin_r es sich zu einfach macht, habe ich fast schon aufgeatmet als es mal endlich jemand anders macht. Da konnte ich ihr dann auch verzeihen dass, sie dann doch noch eine romantische Begebenheit einbauen muss. Das passte für mich nicht ganz zu dem melancholischen Unterton der Handlung. Gerade dieser Unterton hat nämlich mir sehr gefallen. Man konnte die Verzweiflung über Rose verschwinden, über die Ungewissheit sehr gut nachempfinden und gerade auch Sandys Schicksal hat mich sehr berührt.

Wie muss es sein wenn man als Eltern nicht einmal weiß was aus dem eigenen Kind geworden ist? Genau diese Frage kann Newbery ein stück weit beantworten. Für mich wirklich ein schönes Lese-erlebnis mit überraschenden Wendungen und einem insgesamt überzeugenden Ende.