Rezension

Besser als der erste Band

Die Wächterdämonen 2: Federschwingen - Lena Seidel, Simone Singer

Die Wächterdämonen - Federschwingen
von Lena Seidel Simone Singer

Bewertet mit 4 Sternen

Hatten die Wächterdämonen zuerst mit Intrigen aus den eigenen Reihen zu kämpfen, müssen sie sich nun gegen einen Angriff von Oben zur Wehr setzen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Denn diesmal bekommen sie es mit drei mächtigen Engeln zu tun.

 

Morten Rykers wird überraschenderweise entführt, während sein Freund in der Unterwelt weilt. Und zwar von Engeln! Zwar steht Dantalion dem Menschen bei und sie können ihn auch schnell wieder zurückbringen, doch Seeres Zorn kennt keine Grenzen und verlangt nach Rache. Als Ziel sucht er sich ausgerechnet den Friedfertigsten seiner Gegner, nämlich Erael, aus und nimmt ihn gefangen.
Währenddessen kämpft Dantalion mit seinen widersprüchlichen Gefühlen: Einerseits ist Erael eindeutig der Feind, andererseits scheint jener irgendetwas in ihm auszulösen. Aber ist es vielleicht bloß die Lust auf Sex oder geht es sogar tiefer? Und darf sich ein Dämon wirklich so zu einem Engel hingezogen fühlen?

 

 

Nachdem ich vor ein paar Monaten bereits an der Leserunde zum ersten Teil der Wächterdämonen teilnehmen durfte, war ich richtig gespannt auf den zweiten Band der Reihe. Besonders da Dämonensiegel mit einem fiesen Cliffhanger endete.
Ich muss gestehen, anfangs habe ich mich mit der Tatsache schwer getan, dass diesmal die Hauptprotagonisten Seere und Morten nicht im Mittelpunkt standen. Doch nach den ersten Seiten konnte ich mich schnell für Dantalion begeistern. Er ist nicht so aufbrausend wie sein Kollege und nicht derart rachsüchtig, sondern besticht vor allem durch seinen sarkastischen und oft sehr schlüpfrigen Humor und seine direkte Art. Es ist toll zu lesen, wie er mit sich selbst hadert und doch ist seine fiese Seite immer präsent, vor allem im Umgang mit Erael. Das hat mir an diesem Charakter wirklich sehr gut gefallen: Zum einen diese Vielschichtigkeit, zum anderen die Tiefe, mit der sie präsentiert wird.
Aber auch der Engel ist eine interessante Figur, zwar etwas zu brav für meinen Geschmack, allerdings dadurch erst der richtige Kontrastpunkt zu dem Dämon.

 

Was mir zusätzlich als Pluspunkt gegenüber dem ersten Band aufgefallen ist, ist, dass die einzelnen Szenen viel ausführlicher beschrieben sind. Man kann sich bestimmte Situationen wesentlich besser und bildlicher vorstellen und damit meine ich nicht nur die niveauvoll gestalteten Sexszenen. Der flüssige Schreibstil trägt sein Übriges dazu bei, dass man sich leicht in die Geschichte hineinfindet und sich auf die Handlung einlassen kann, die weit mehr zu bieten hat als simple Homoerotik ohne Anspruch.
Dennoch hat mir etwas das Actionreiche aus dem Vorgänger gefehlt. Es werden einige vielversprechende Fäden aufgenommen (zum Beispiel die Bruderschaft der Jäger), doch leider nicht weitergeführt und wahrscheinlich auf das letzte Buch der Trilogie verschoben. Das nimmt so manchen Kampfszenen die Spannung, da sie zu eilig wieder abgebrochen werden.
Was mir ebenso gefehlt hat, war die Einteilung in Kapitel anstatt in kleine Abschnitte. Bei einem Buch mit nicht einmal dreihundert Seiten ist das nicht ganz so tragisch, trotzdem hätte es das Lesen ziemlich erleichtert.

 

 

Federschwingen ist eine wirklich gelungene Fortsetzung zu Dämonensiegel. Man lernt diesmal die Wächterdämonen von einer anderen, weitaus ausführlicheren Seite kennen. Vor allem Dantalion und Erael sind zwei wunderbar gestaltete Charaktere, deren innere Konflikte mit ihrer verbotenen Liebe nachvollziehbar dargestellt werden.
Allerdings kommen dabei die restlichen Szenen etwas zu kurz, interessante Handlungsstränge werden vermutlich erst im nächsten Band zu Ende geführt.
Wer sich für niveauvolle homoerotische Romane begeistern kann und auch den ersten Teil mochte, wird dieses Buch lieben! Einen tollen eigenständigen Übergang zwischen zum Nachfolger bietet es in jedem Fall!