Rezension

Besser als gedacht

After passion - Anna Todd

After passion
von Anna Todd

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch wollte ich lange nicht lesen, weil ich dachte, es sei schon wieder ein SoG-Verschnitt. Nach der Lektüre muß ich sagen, dass es viel besser als erwartet war, zumindest für ein Buch aus dem young adult Genre. Tessa Young (ein sprechender Name)  ist das Kind einer ehrgeizigen, dominanten Mutter. Das Mädchen ist strebsam  und diszipliniert, aber auch sehr angepasst. Als es zu studieren beginnt, ist ihre Zimmergenossin ein tätowiertes Partygirl. Über dieses lernt Tessa ihren Kommilitonen,  den ebenfalls tätowierten Hardin Scott kennen, der ihr zunächst unsympathisch ist. Er ist rücksichtslos, egoistisch, jähzornig, aber auch sexy, und bald kann das Mädchen seinen Avancen nicht mehr widerstehen. Er eröffnet Theresa eine neue Welt, vor allem sexuell, da mit ihrem biederen Freund Noah nur Händchenhalten angesagt ist. Hardin behauptet, Tessas "wahres Ich" zum Vorschein gebracht zu haben, sie hingegen fühlt sich durch ihn erst "lebendig". Der Roman zeigt ziemlich gut, wie Haßliebe und Hörigkeit funktioniert, kennt nicht jeder so ein Pärchen, das für seine Umwelt extrem nervtötend ist ? 

Während des Lesens hätte ich Tessa oft schütteln mögen, aber ihre Beweggründe werden relativ gut erklärt. Was sie mit Hardin verbindet, ist das Körperliche und ein Helferkomplex, sie nennt es Liebe. Hardin ist meines Erachtens einfach ein Kleinkind ohne Impulskontrolle. Die beiden streiten sich eigentlich permanent.Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Autorin nun eine solche Abhängigkeitsbeziehung romantisiert oder kritisiert. 

Die Figuren konnte ich mir leider nicht so gut vorstellen, eine tiefergehende Charakterisierung hätte ich mir gewünscht. Der Roman ist durchweg spannend, die Sprache ist dem Genre angemessen, wenn man sich aber an derben Vokabeln stört, wird man an der Lektüre keine Freude haben. 

Gestört hat mich das etwas schematische Menschenbild, das präsentiert wird: alle tätowierten Menschen in diesem Band (bis auf einen vllt) sind unehrlich, wild, promiskuitiv veranlagt und ach so schlimm. 
Das Objekt der Begierde ist natürlich Engländer . Harry Styles, anyone?  :) 

Ein langer Rock ist indes  der Inbegriff der Spießigkeit. :) An Tessa gibt es etwas, das  mir unsympathisch ist, ich kann aber nicht genau sagen, was. Jedenfalls ist auch sie kein durchweg guter Mensch und auch nicht zu 100 Prozent das hilflose Opfer. Die familiären Hintergründe der Protagonisten sind ebenfalls das pure Klischee und sollen auch das Verhalten der Figuren erklären. Es gibt auch Logiklöcher, über die ich jetzt mal großzügig hinwegsehe. * hust *

Figuren und plot sind also einigermaßen flach, aber doch spannender als in vielen anderen ya-Romanen.

Das Ende fand ich klischeehaft, aber es bot auch einen guten plot twist bzw . Cliffhanger, sodaß man Band zwei auch lesen möchte.