Rezension

Besticht durch einen rasanten und klugen Plot

Believe Me - Spiel Dein Spiel. Ich spiel es besser. - Jp Delaney

Believe Me - Spiel Dein Spiel. Ich spiel es besser.
von JP Delaney

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch erscheint nicht zum ersten Mal – die Geschichte als solche hat JP Delaney schon einmal herausgebracht. Unter anderem Namen. Es wurde in verschiedene Sprachen übersetzt und war doch ein Misserfolg. Grund genug, die Geschichte umzuschreiben und zu relaunchen, denn JP Delaney hat sich mit „The Girl Before“ einen Namen gemacht – der Erfolg ist also vorprogrammiert. Mich hat „The Girl Before“ beeindruckt, also hab ich mich auf den Nachfolger gefreut – und wurde nicht enttäuscht. Oder doch?

Claire Wright ist 25 und Vollwaise. Ihre Eltern kamen bei einem Autounfall ums Leben. Sie saß mit im Auto, überlebte, hat aber kaum eine Erinnerung daran. Danach wurde sie von einer Pflegefamilie zur nächsten gereicht und landete schließlich bei einer, bei der sie vom Vater sexuell belästigt wurde. Das alles klingt, als wäre es vom Reißbrett konstruiert, denn solchen Szenarien begegnet man in Büchern oft genug. Als Claire in die Schule kam, wurde sie gemobbt; und da begann Claires Schauspielerkarriere. Sie benahm sich fortan wie alle anderen und imitierte deren Dialekt. Damals war sie in England – heute ist sie in New York und nimmt Schauspielunterricht. Ihre Karriere in England hat sie sich bereits verbaut, weil sie eine Affäre mit einem Schauspielkollegen hatte; doch in New York läuft es nicht besser, weil ihr ihr Ruf nachhängt – die Chance auf ein Engagement sind gelinde gesagt miserabel. Nachdem sie auch noch den Job bei der Anwaltskanzlei verliert, für die sie Ehebrecher entlarvt hat, steht sie vor dem Aus. Also bietet sie sich der Polizei an, um eines ihrer Opfer des Mordes zu überführen.

„Believe Me“ ist etwas komplett anderes als „The Girl Before“, das merkt man sofort. In „The Girl Before“ stand ein hypermodernes Haus im Mittelpunkt – bei „Believe Me“ ist es der französische Schriftsteller und Lyriker Charles Baudelaire, der über allem schwebt. Seine Gedichte aus dem Sammelband „Les Fleurs du Mal“ werden immer wieder zitiert und dienen unter anderem als Handlungsanleitung für diverse Morde – vor allem für den an Stella, Patrick Foglers Frau. Fogler ist Baudelaire-Experte und Hauptverdächtiger in diesem Fall – Claire soll ihn mit ihren Schauspielkünsten einlullen und überführen. Das klingt anfangs ziemlich unglaubwürdig, weil Claire einerseits keine Ahnung von Polizeiarbeit, geschweige denn von Undercover-Einsätzen hat – andererseits ist die Idee dann doch nicht die schlechteste. Und wie sonst soll Claire ihre Mietschulden bezahlen? Also wirft man die Bedenken recht schnell über Board, weil der Plot dann doch einiges hergibt und sowohl Claire mit ihrem schauspielerischen Können – sie ist eine der besten in der Schauspielschule –, als auch Patrick mit seiner intellektuell Art zu gefallen wissen.

Zwischendurch begegnen uns immer wieder Passagen im Drehbuchstil – das ist einerseits eine gute Idee, weil es Claires Geschichte authentischer macht; andererseits habe ich nicht ganz durchblickt, was uns der Autor damit sagen will, denn so richtig konsequent wird der Stil nicht eingesetzt. Apropos Stil: Das Buch ist durchgehend im Ich-Erzählstil gehalten, also stets aus der Sicht Claires und die Geschichte ist in drei Teile unterteilt, die alle kurze bis sehr kurze Kapitel haben. Wobei der dritte Teil für mich dann leider doch einiges an Füllmaterial beinhaltet um die Geschichte zu strecken. Da benötigt man teilweise einen langen Atem.

Das Ende ließ mich etwas ratlos zurück. Nicht dass die Geschichte nicht abgeschlossen wäre, aber mir hat dann doch etwas Hintergrund bei der Auflösung gefehlt. Delaney hat es sich durch die Ich-Erzählung etwas einfach gemacht und entscheidende Dinge dem Leser einfach vorenthalten um die Spannung hochzuhalten.

Und um noch kurz über die Charaktere zu sprechen, mit denen Claire zusammenarbeitet – der Ermittler Frank Durban und die Psychologin Kathryn Latham: völlig farblos. Latham ist von dem Fall besessen und davon überzeugt, dass Patrick der Mörder ist, das war's aber. Und wozu Frank in der Geschichte ist? No idea.

Tl;dr: „Believe Me“ von JP Delaney ist ein komplett anderes Buch als „The Girl Before“, besticht aber durch einen rasanten und klugen – ja fast intellektuellen – Plot. Das Buch beschreibt die Geschichte einer talentierten Schauspielschülerin, die nun einen Undercover-Einsatz für die Polizei absolvieren soll. Das wirkt mangels Erfahrung etwas unglaubwürdig. Dazu kommt, dass das Ende etwas seltsam wirkt und die meisten Charaktere blass sind.