Rezension

Bewegende Geschichte

Sehen wir uns morgen? - Alice Kuipers

Sehen wir uns morgen?
von Alice Kuipers

Bewertet mit 3.5 Sternen

Gestaltung 

Mit ein Grund, warum ich zu Sehen wir uns morgen? gegriffen habe, war die Auswahl der Sprecherinnen: 

Josefine Preuß ist nicht nur eine bekannte Schauspielerin, sondern auch in einigen Hörbuch Produktionen wie beispielsweise der Edelstein-Trilogie zu finden. 

Anna Stieblich kam mir auch irgendwie bekannt vor. Allerdings konnte ich sie nicht auf Anhieb zuordnen. 

Beide Frauen haben die Geschichte von Claire und ihrer Mutter sehr gut dargestellt. Während Josefine Preuß in die Rolle der pubertierenden Tochter schlüpft, transportiert Anna Stieblich die Ängste und Wünsche der Mutter gekonnt. Zudem haben die beiden Stimmen gut miteinander harmoniert, sodass beide Erzählperspektiven gut zueinander passten. 

Die einzelnen Kapitel wurden durch ein kurzes Musikstück eingeleitet, was aufgrund der Geschichte ein ebenfalls schönes Stilmittel ist. 

 

Da der Klappentext ja auch Teil der Gestaltung ist, möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass ich es sehr schön finde, dass es sich hierbei um einen spoilerfreien Text handelt. Natürlich erfährt der Leser schnell, um was es sich bei der Entdeckung handelt. Jedoch hätte ich wahrscheinlich nicht zu dem Buch gegriffen, wenn ich es vorab gewusst hätte. 

 

Inhalt / Spannung 

Die Geschichte von Claire und ihrer Mutter wird in knapp einer Stunde erzählt. Zu Beginn geht es um alltägliche Situationen: Claires Mutter arbeitet als Ärztin und ist daher froh, wenn ihre Tochter im Haushalt mithilft, einkaufen geht oder kocht. Claire ist hin und her gerissen. Einerseits ist sie froh selbstständig sein zu können, andererseits wünscht sie sich manchmal auch ein bisschen mehr Kind sein zu dürfen und nicht das Gefühl zu haben für ihre Mutter sorgen zu müssen. Während es zu Beginn der Geschichte noch um belanglose fast alltägliche Situationen geht, wird das Leben der beiden durch die Entdeckung auf den Kopf gestellt. 

 

Der Spannungsbogen der Geschichte hat mich jetzt nicht ganz überzeugt, da einfach absehbar war in welche Richtung sich der Inhalt entwickeln wird. Während die Handlung zu Beginn langsam aufgebaut wurde, steuerte mir die Geschichte zu sehr auf den Höhepunkt zu bzw. kam das Ende für mich etwas abrupt. Hier hätte ich mir einen abgerundeten Schluss gewünscht. 

 

Schreibstil 

Schon im Klappentext wird angedeutet, dass sich Mutter und Tochter Zettel schreiben. Allerdings bin ich davon ausgegangen, dass die Zettel ein Teil der Geschichte, aber nicht Grundlage des Schreibstils sind. Die Idee hat mir aber sehr gut gefallen. Toll war auch, dass so die beiden Charaktere - Claire und ihre Mutter - gut dargestellt werden konnten, weil beide unterschiedliche Sichtweisen auf ihr Leben und ihren Alltag haben. Die Kommunikation fand zwar häufig über die Zettel statt, dennoch haben sich beide auf zuletzt geführte persönliche Gespräche bezogen, was auch gezeigt hat, dass es sehr wohl Momente gibt, in denen sich Mutter und Tochter auch persönlich begegnen. 

 

Gesamteindruck 

Das Tolle an Sehen wir uns morgen? ist, dass der Klappentext sehr offen gehalten ist und somit überhaupt nicht verrät, um was es in der Geschichte eigentlich geht. Ich habe während des Hörens festgestellt, dass ich inhaltlich einen verdammt guten Riecher hatte, weil das Hörbuch momentan ganz gut gepasst hat und ich etwas schmunzeln musste, dass der Zufall dafür sorgte, dass ich zu Sehen wir uns morgen? gegriffen habe. 

 

Ich habe mich gefragt, ob ich etwas anderes von dem Roman erwartet habe. Diese Frage kann ich nicht ganz klar beantworten, da die Entdeckung ja quasi alles sein könnte und die Auflösung in dem Hörbuch schlüssig war, bzw. genug Konfliktpotential geboten hat. 

Dennoch kam mir, wie oben schon erwähnt, das Ende etwas zu schnell. 

 

Zu guter letzt stellt sich die Frage: WEm kann ich das Buch empfehlen? Ich würde sagen, Menschen, die sich für tiefgründige Geschichten interessieren und kein Problem damit haben, in einen anderen Schreibstil einzutauchen.