Rezension

Biblische Geschichte lebendig erzählt

Gib du mir Weisheit -

Gib du mir Weisheit
von Lynn Austin

Bewertet mit 5 Sternen

„...Manasse hatte an seinen Vater, König Hiskia, gedacht, der Gott treu gewesen war – treuer als alle Könige Judas seit König David. Aber Gott hatte ihn nicht am Leben gelassen...“

 

Die Geschichte von König Hiskai wird in den drei Vorgängerbänden erzählt. Manasse ist zwölf Jahre, als sein Vater stirbt. Er vermisst ihn und versteht den Sinn des plötzlichen Todes nicht. Als Manasse und sein bester Freund Josua, der Sohn des Palastverwalters Eljakim, den Unterricht schwänzen, treffen sie eine Wahrsagerin. Josua warnt, doch Manasse nimmt ihre Dienste in Anspruch. Hier wird schon der Keim für das gelegt, was neun Jahre später seinen bitteren Anfang nimmt.

Die Autorin hat erneut eine spannende Geschichte geschrieben. Sie benutzt dazu die biblischen Texte und füllt die Lücken mit einer abwechslungsreichen Handlung.

Manasse ist 21 Jahre alt. Als er zum Grab seiner Mutter geht, hat er eine denkwürdige Begegnung. Er trifft den Priester Zera bei heidnischen Praktiken. Zwar lässt er ihn verhaften, doch dessen Worte wirken wie ein Stachel in Manasse, denn Zera versteht es, die Worte der Tora in seinem Sinne zu verdrehen.

Manasse lässt den Propheten Jesaja und seinen Palastverwalter Eljakim verhaften. Eljakims Diener Maki gelingt es, Josua zu warnen. Josua ist in Lebensgefahr.

Das Geschehen hinterlässt bei den Beteiligten tiefe Spuren. Zera wird zu Manasses rechter Hand. Er spricht von Freiheit, manipuliert den König aber so, dass er seinen Willen und den Kult um die Göttin Aschera mehr und mehr durchsetzen kann. Dabei nutzt er bewusst isolierte Zitat aus der Tora zur Argumentation. Besonders gern führt er Worte über Abraham an. Manasse wird eingeredet, dass es für ihn als König keinerlei Schranken gibt.

 

„...Die Priester werden keine Macht mehr über Euch haben. Die Omen werden nicht mehr durch Euren Unglauben blockiert und Ihr werdet Gott in seiner ganzen Fülle anbeten...“

Andererseits ist Manasse ein zerrissener und von Angst zerfressenen Mensch, der überall eine Verschwörung sieht.

Josuas Leben wird von Heute auf Morgen auf den Kopf gestellt. Plötzlich ist er ein Niemand. Seine Familie kämpft im Moab ums Überleben.

 

„...Wut, Hass und der Wunsch nach Rache – allesamt gegen Manasse gerichtet. Bitterkeit, Groll und eine niederschmetternde Erkenntnis – allesamt gegen Gott gerichtet...“

 

Manasse und Josua, beiden ist gemeinsam, dass sie Kinder eines starken Vaters sind. Beide hadern mit Gott wegen dem Tod der Väter. Beide haben Fragen, auf die sie keine Antworten bekommen. Doch während für Manasse das Bild des Vaters immer kleiner wird, je mehr er sich in spirituelle Praktiken verstrickt, findet Josua Menschen, die ihn zu Gott zurückführen und ihm zeigen, dass alles so kommen musste, wie es gekommen ist.

Die Geschichte verfügt über einen hohen Spannungsbogen. Der wird einerseits gespeist durch die Feindschaft zwischen Manasse und Josua, andererseits durch die inneren Kämpfe der Protagonisten. Nicht zu unterschätzen sind die Gespräche zwischen Zera und Manasse. Sie zeigen, was passiert, wenn man die Worte der Tora aus dem Zusammenhang reißt.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, wie leicht sich Menschen verführen und manipulieren lassen, wenn ihnen ein fester Halt fehlt.