Rezension

Bildet euch hiermit mal weiter, bitte!

Die Erfindung der Hausfrau - Geschichte einer Entwertung -

Die Erfindung der Hausfrau - Geschichte einer Entwertung
von Evke Rulffes

Bewertet mit 5 Sternen

Wie hat sich das Bild der Hausfrau etabliert, anhand dessen Frauen und Mütter auch heute noch immer bemessen werden? Dass es die Hausfrau nicht einfach schon immer gab, sondern dieses Rollenmodell eine Entwicklung der gesellschaftlichen Umwälzungen einiger Jahrhunderte ist, zeigt Evke Rulffes in diesem hochgradig interessanten Sachbuch auf.

Rulffes spannt einen Bogen vom Mittelalter in die Gegenwart. In früheren Jahrhunderten war es üblich, dass Frauen genauso autark einen Betrieb führen konnten wie ihre Ehemänner in deren Abwesenheit, beispielsweise in Kriegszeiten. Ebenso waren Frauen noch Teil vieler Zünfte. Doch immer dann, wenn ein Beruf sich als lukrativ erwies, wurden Beschränkungen auferlegt, um Frauen schleichend aus diesen Berufen zu drängen.
Im Laufe der Zeit kommt es zu einer Rollenverteilung, die dem Mann eine Position als Hausvorstand und der Frau die Aufsicht über das Gesinde einräumt. Die aufkommende Ratgeberliteratur speziell für den Hausvater und die Hausmutter ist gleichermaßen ein Spiegel wie ein Leitbild für die aufkommende Splittung.
Mit dem Wandel von der Ständegesellschaft zum Bürgertum fand jene Veränderung des Rollenbildes der Frau statt, die ihr einen Platz an Heim und Herzd zuwies. Anders als die Stände hatte das Bürgertum keine ausreichenden Mittel, um Angestellte zu unterhalten. Der Haushalt sollte dennoch angemessen dargestellt sein, und so wurde aus Kostengründen der Frau die Repräsentation des Haushaltes aufgebürdet: Die Hausfrau war geschaffen. Was einst Dienstboten für einen Lohn verrichteten, oblag nun der Hausfrau, die den Dienst an ihrem Mann frei zur Verfügung stellen sollte.
Geschaffen waren die Rollenbilder, in denen unsere Überzeugungen auch heutzutage noch verhaften.

Ich kann nur mit wenigen Worten wiedergeben, was für grundlegendes Wissen unserer heutigen Rollenverständnisse in diesem Buch vereint ist. Eine unglaublich wichtige Lektüre, die gelesen und überdacht werden muss, um zu einem besseren Verständnis zu verhelfen, was wir gesellschaftlich neu definieren müssen.
Unbedingte Leseempfehlung!