Rezension

Bizarr und genial

Grau - Jasper Fforde

Grau
von Jasper Fforde

500 Jahre sind seit der großen Katastrophe auf der Erde vergangen und mit ihr kamen ein Mangel an geriffelten Kartoffelchips, Büchern und Löffeln. Die Bewohner fürchten sich vor gefährlichen Schwanattacken, Blitzeinschlägen und der Krankheit „Mehltau“. Auch die Gesellschaftsform hat sich verändert: Menschen sind in Farben unterteilt. Die Farbe, die der Mensch wahrnehmen kann, symbolisiert seine Stellung in der Gesellschaft. Pech für diejenigen unter ihnen, die keine Farbe sehen, und dem System als unterwürfige, rechtlose Sklaven dienen müssen: die Grauen. In dieser Gesellschaft genießt derjenige ein gutes Ansehen, der die Regeln einhält und bei dem die Krawatte auch gut sitzt: „Das Regelbuch sagt uns genau, was richtig und was falsch ist… die Verlässlichkeit der Regeln und die bedingungslose Einhaltung sind das Fundament.“ Buchzitat                    
So lange nichts in Frage gestellt wird und der Mensch mit dem Strom schwimmt, funktioniert diese Welt sehr gut. Eddie Russett schwimmt relativ sicher. Mit seiner exzellenten Rotsicht schaut er einer wunderbaren und aufstrebenden Zukunft entgegen. Doch eines Tages lernt Eddie Jane, eine Graue, kennen. Er verliebt sich unsterblich in sie und bekommt eine ganz neue Weltanschauung, die mit jeder Menge Ärger verbunden ist. 

Eddie Russett lebt in einer recht ungewöhnlichen Welt mit einem strengen System. Am Anfang hatte ich ein wenig Schwierigkeiten, mich in dieser Geschichte zurecht zu finden, denn diese wird erzählt, als würde der Leser sich bestens mit dem totalitär geführten System auskennen. Doch wenn man sich auf diese Welt einlässt, bereitet sie einem ein großes Lesevergnügen. Ich habe dieses Buch langsam gelesen, um kein noch so kleines witziges Detail zu verpassen. Am besten gefielen mir die Regelbuchauszüge über jedem Kapitel. „Gurken und Tomaten sind Obst, die Avocado ist eine Nuss. Zur Befriedigung der Nährstoffbedürfnisse von Vegetariern gilt jeden ersten Dienstag im Monat ein Hühnchen offiziell als Gemüse.“ Buchzitat

„Grau“ ist eine einzigartige Dystopie, geschrieben für Menschen mit einem schrägen Humor und für Liebhaber bizarrer Geschehnisse. Jasper Fforde hat mich mit seinem Ideenreichtum und seinem skurrilem Schreibstil für sich gewinnen können. Dieses Buch ist reich an interessanten Charakteren, lustigen Wortspielen, urkomischen Abenteuern und gut verpackter Kritik an der Gesellschaft. Für mich vereint der Autor Genie und Wahnsinn in diesem Buch. Wer etwas Farbe und Spaß in seinem Leben gebrauchen kann, ist bei diesem tollen Buch am allerbesten bedient.