Rezension

Black Mirror in Buchform

Friday Black - Nana Kwame Adjei-Brenyah

Friday Black
von Nana Kwame Adjei-Brenyah

Ana Kwame Adjei-Brenyah nimmt in seiner Kurzgeschichtensammlung nicht nur das Leben als Schwarze Person sondern auch die Konsumgesellschaft aufs Korn. Wobei das nicht bedeuten soll, dass die Geschichten rein satirisch angelegt sind, sondern eben auch im wörtlichen Sinne, viele Waffen, Gewalt und Brutalität im Spiel ist, sodass tatsächlich hier viel "aufs Korn" genommen wird.

Die inhaltliche Qualität der Geschichten schwankt für mich stark. So finde ich die eher dystopisch angehauchten Erzählungen fast durchgängig großartig, die eher fantastisch angehauchten mitunter ziellos und überflüssig. Zu meinen Favoriten gehört z.B. die Geschichte über eine Art Freizeitpark, in dem Weiße die Möglichkeit haben, das Verteidigen ihrer Familie/ihres Hauses/Nachbarschaft vor einem "auffälligen, schwarzen Jugendlichen" zu simulieren und damit die Macht bekommen, ungestraft dem "Gerechtigkeitswunsch" nachkommen zu können, vorgegriffener Selbstjustiz nachzukommen. Durch eine Änderung in den Regularien des Parks gibt es einen massiven Plottwist. Großartig! In der ersten Geschichte wird man direkt von der Brutalität, die nie ohne Sinn und Verstand in den Geschichten auftaucht, geschockt. Ein Weißer Mann wird unbestraft freigesprochen, obwohl er fünf Schwarze Kinder vor einer Bibliothek mit einer Kettensäge zerstückelte. Alles als reine Selbstverteidigung. Gleichzeitig wird dieser Freispruch lebensverändernd für einen jungen Schwarzen sein. Auch die titelgebende Geschichte, in der zombiehaft Menschenhorden in einem Einkaufszentrum zum Black Friday-Schlussverkauf einfallen wird überspitzt aber hochpointiert dargestellt. Für diese Geschichten hat der Autor höchsten Respekt verdient.

Leider habe ich die deutsche Übersetzung der Geschichten gelesen und schnell wird klar, dass diese nicht nur unter ihren Möglichkeiten bleibt, sondern auch von jemandem verfasst worden scheint, der keine Verbindung zum Vokabular der Generation Adjei-Brenyahs hat. Bei von ihm (Thomas Gunkel) übersetzten Autoren wie Paul Auster ist der 1956 Geborene sicherlich gut aufgehoben. Ein kleines aber bezeichnendes Besipiel, warum der Übersetzer hier jedoch fehl am Platz ist, zeigt dieser eine beispielhafte Satz: "Wir waren das Entladeteam, so was wie die Gerechtigkeitsliga oder die Avengers. Die Spezialisten." Das geht einfach gar nicht. Und so liest sich leider das gesamte Buch. Häufig hat man eine Ahnung, welches originale englische Wort jeweils übersetzt wurde und kann sich dadurch vorstellen, dass die Geschichten des Autors im englischen Original wahrscheinlich viel mehr hergeben, als in dieser deutschen Übersetzung. Wer also die Möglichkeit hat, sollte definitiv auf das Original zurückgreifen!

Insgesamt hat dieser junge Autor ein unglaubliches Potential, welches hier für mich nicht in jeder aber doch in einigen Geschichten durch die mangelhafte Übersetzung durchstrahlt. Ich bin gespannt auf zukünftige Werke des Autors.