Rezension

Blau und Weiß

KALYPTO - Der Wächter des schlafenden Berges - Tom Jacuba

KALYPTO - Der Wächter des schlafenden Berges
von Tom Jacuba

Bewertet mit 3 Sternen

"Ein ganz schlechter Witz des Wolkengottes."

Spoiler wenig verhandelbar, da Abschluß einer Trilogie. Wer noch nicht gelesen hat, sollte ins Fazit springen.
Also nach dem Prolog und schon irgendwie seit dem ersten Band in dem das ERSTE MORGENLICHT schon in Versalien ausgezeichnet war und in der Autorenbeschreibung drin stand, dass der Autor auch Science Fiction schreibt, geht mir der Gedanke an die Schiffsbezeichnung nicht aus dem Kopf. Das ERSTE MORGENLICHT, das klingt so wie es betont wird schon nach einem Raumschiff und die Schlafkammern erhärten meinen Verdacht umso mehr. Plus: ich habe Angst um den schlafenden Berg, ich möchte, dass die Kalyptiker die noch leben, wieder aufwachen.

So. Watt hamma denn hier nun wirklich. Letztes Jahr startete ich mit "Die Herren der Wälder" und war so dermaßen begeistert, beinah perfekt, lautete mein Urteil. Schon "Magierin der tausend Inseln" war dann jedoch irgendwie nicht mehr so umwerfend, was vor allem an den Charakteren lag. Denn handwerklich gesehen, kann der Autor auf jeden Fall schreiben und weiß mit Worten zu punkten. Teil 3 nun sollte gehofft wieder umwerfend werden. Das Buch habe ich im Zug eines 'LeseMarathons' auf LB gelesen (mal was anderes als LeseRunden). Das war ganz unterhaltsam und hat interessante Fragen aufgeworfen.
 

"Ich sehe die Dinge nur, wie sie sind."
- "Und wie sind sie?"
"Wir werden alle sterben."

So viele Charaktere, da bin ich wirklich dankbar, dass wir uns über gut 2/3 des Buches abwechselnd aufteilen auf Lasnic, Catolis und Laukas Perspektive. Leider aber muss ich da auch direkt mein Gemecker ansetzen. Misslungen fand ich den Übergang von "Der Stille" zu "Der Wächter". Was nämlich in einem wunderschönen und unglaublich spannenden Intermezzo endet, beginnt dann mit einem Zeitsprung über die Wintermonate hinweg. Leider springt Laukas Perspektive nicht mit und man erlebt dieselbe Szene aus dem Intermezzo erneut aus ihrer Sicht. Was für mich das Intermezzo obsolet macht. Auch gab es einige Handlungen die ich einfach nicht nachvollziehen konnte und die mir auch manchmal unlogisch erschienen, für völlig verpatzt halte ich die letzten Handlungen des Wächters, weil man vorher auch ab und an mal in seine Perspektive schauen konnte und er ganz andere Wege geplant hatte, als den, den er schlussendlich gegangen ist. Da sind jetzt einfach noch Fragen offen, die mich unbefriedigt zurück lassen.

Dass ich Lauka nicht leiden kann und es ihr von Herzen gönne, diese ekligen Warzen nun zu haben, ist kein Geheimnis, hat se verdient. Catolis' Läuterung hingegen schießt mir so was von quer ein, dass ich hier gar nicht darauf eingehe. Lasnic hat Sympathie gut gemacht, weil er echt rüberkommt, rotzt und flucht, gibt zu sich in die Hosen zu machen vor Angst und ist dennoch mutig genug seinen Trauertränen freien Lauf zu lassen. Der hat was, der Waldmann. Sein Weib hingegen nicht, mit der weinerlichen Zimperliese werde ich einfach nicht warm und kauf' es ihr auch kein Stück ab irgendwie tapfer zu sein. Mein Herz in diesen Büchern gehört Lord Frix, der hat's verstanden, meiner Meinung nach. Und auch Gumpen mit seiner Waldfurie sind hervorragend. Hätte gern noch viel mehr von den beiden gelesen. Wer mir so richtig auf den Nerv geht bis über das Ende hinaus ist Loranye und ich kann daher dem Epilog auch so gar nichts abgewinnen.
 

"Nur wer zerbrochen ist, kann heil werden."

Als würde das alles noch nicht reichen, gibt es zahllose weitere Charaktere die noch nie vorher aufgetaucht sind. Was mit den Nordmännern/Eiswilden als Ganzes beginnt, über einen Gnom geht, einen Finsterfürsten, samt erzknochiger Mutantennachkommen, Zwergen und was nicht noch alles. Gerade die Zwerge hätten wirklich nicht mehr sein müssen. Es gibt genug Völker die involviert waren. Zumal der Finsterfürst als Zwischen'Boss' auch irgendwie lahm war und im Vorbeigehen ausradiert wurde. Denn alle Welt macht sich von allen Seiten auf den Weg nach Kalypto. Das ist das Gute an der Geschichte.

Dummerweise bin ich diejenige die einen an der Klatsche hat und sich schon vor Lesebeginn dachte: BITTE kein Happy End und wenn doch, BITTE für die Kalyptiker. Tja. ich muss damit leben, dass ich - mal wieder - daneben lag. Auch mit der Überlegung es könne ein Raumschiff sein. Es ist übrigens erschreckend wie oft die Farben: Weiß und Blau genannt werden in diesem Buch. Kunststück, denn was tut das ERSTE MORGENLICHT? Richtig, es leuchtet Weiß, Türkis und Blau.

 

Fazit:
"Verfluchter Ring, gesegneter Ring."

Alle drei Teile zusammen ergeben eine runde Gesamtkomposition. Leider aber finde ich hat die Trilogie zum Ende stark nachgelassen, was für mich auch klar mit Catolis zusammenhängt, die ich leider nicht 'grau' finde, sondern 'schwarz' zu 'weiß'. Die Antipathie wird gegen Lauka im direkten Vergleich geschürt, wie sie ihre Sklavenruderer behandelt, ihren eigenen Leuten den Willen raubt, sich aufspielt und eben doch damit alles richtig macht und durchkommt! Entgegen Ayrin, die sich auch aufspielt, ihr Neugeborenes unbedingt mitschleppen will und alles immer begnadigt und der die Gelegenheiten und Gutmenschen einfach zufliegen.
Lauka also soll man gar nicht mögen: gelungen. Lasnic soll man mögen: passt. Ayrin soll man mögen: absolut nicht. Und Catolis soll eine Charentwicklung haben: nö, die is einfach 'reverse gebrainwashed'. Die weiteren Nebenfiguren sind wie sie sind meist überragender, bis auf Loranye, die ich nich leiden kann.

Handlungstechnisch find' ich dieses: Alle gegen Einen gut. Hätte aber gern auf das Eingreifen einzelner verzichtet, die ohnehin am Ende durch den Wächter keine Rolle spielten. Die Szenen sind super bis auf den einen Zeitsprung den ich für vermurkst halte. Das Finale an sich, endlich im Vulkan is mir dann doch zu kurz geraten und hat keinen würdigen letzten Twist. Und für den neuen Farbton: aschige Milch, sowie meine Vorstellung des Geschmacks von: einer verrosteten Pfeilspitze liebe ich die Sprache des Autors.
Ich wünsche Lasnic und euch: "Fette Beute und tausend Pilze" und bin traurig, dass der Ausflug in diese Welt beendet ist.

Ein "Hast du Honig?!" Urteil.