Rezension

blutiger und brutaler Höhepunkt einer außergewöhnlichen Trilogie

Dancing Jax - Finale
von Robin Jarvis

Zitat:
„Für ein kleines Mädchen, dessen Name übersetzt Schmetterling bedeutete, hatte sie großen Gefallen an allem Grausigen.“
(S.65)

„Ein Schwall eiskalter Luft war vom Korridor hereingeweht. Sie hörten eine Tür zuknallen, gefolgt vom Echo schlurfender Schritte.“
(S.110)

Die Menschen und Zwerge waren kriechende Scheußlichkeiten, mit der Gabe elementarer Sprache versehen, sodass aus ihren Mündern nun gegrunzte Drohungen und abscheuliche Flüche drangen.“
(S.139)

Inhalt:
Dancing Jax hat die Welt im Griff. Es gibt nur noch wenige Abtrünnige. Und selbst in dem abgeschotteten Staat Nordkorea können sie sich nicht in Sicherheit wiegen. Auch in der Zuflucht dürfen sich Lee & Co. nicht frei bewegen. 
Das Schicksal, welches ihnen zugedacht wurde, rückt auch hier unaufhaltsam näher. Doch welche Wahl haben die Kinder? Das böse Buch scheint allmächtig. Und der Ismus plant eine raffinierte Strategie. Das zweite Buch „Fighting Pax“ steht kurz vor der Vollendung. Und die Menschheit damit vor ihrem Untergang…

Meinung:
„Dancing Jax“ - man liebt es oder man kann gar nichts mit der Geschichte anfangen. Dazwischen scheint es nur wenig zu geben. Ich selbst gehöre zu der ersten Gruppe. „Auftakt“ und „Zwischenspiel“ habe ich förmlich inhaliert. Es war wie eine Droge für mich, die Wartezeit auf Teil 3, „Finale“, offenbarte diverse Entzugserscheinungen jeder Art bei mir. Nun war es endlich soweit. Der dritte Teil lag vor mir. Ich spürte die extreme Anziehungskraft dieses Buches. Und konnte ihr nicht widerstehen. Ich gestehe: Die Reihe hat mich wahrhaftig infiziert!

Gleich zu Beginn wurde ich ohne Vorwarnungen mit Grausamkeiten förmlich überhäuft. Da ich dies jedoch bereits aus den Vorbänden gewohnt war, war ich auf alle diese Möglichkeiten gefasst gewesen. Der Einstieg selbst fiel mir wirklich einfach. Auch nach dieser langen Pause zwischen den Bänden konnte ich die Charaktere gut zuordnen und vorhandene Sympathien oder Antipathien lebten erneut auf. 

Robin Jarvis lässt seine Geschichte eine dritte Person in Vergangenheitsform erzählen. Verschiedene Perspektiven brachten mir dabei jederzeit die Gedankengänge der Charaktere näher. Auch auktoriale Ansätze sind hier definitiv vorhanden; diese werden jedoch oftmals nur zaghaft angedeutet.

Der Autor geht mit seinen Charakteren alles andere als zimperlich um. Hier kann ich wirklich nur den Ratschlag geben: Egal, wie sehr ihr euch an eine Person gewöhnt habt und evtl. sogar gewisse Gefühle entwickelt habt: Lasst es! Es ist definitiv nicht vorhersehbar, welche Abschiede man im Verlauf der Geschichte verkraften muss. Bindet euer Herz nicht an bestimmte Personen. Denn ich kann euch garantieren, dass ihr enttäuscht werdet, weil genau dieser Charakter Schlimmes erleiden wird oder sogar stirbt. Robin Jarvis zeigt hier eindeutig wenig Mitgefühl mit dem Leser und bleibt seiner Linie treu. Letztendlich ist es aber auch genau diese Strategie, die „Dancing Jax“ so anziehend wirken lässt.

Mit den Punchinellos hat der Autor wirklich eine Charakterart erschaffen, wie sie sadistischer kaum sein könnte. Gleich von Beginn an erlebte ich die ganze Bandbreite an Grausamkeiten, zu denen die Punchinellos ohne mit der Wimper zu zucken fähig sind. Der nett klingende Name scheint da nur wie eine Karikatur. Vor den Punchinellos muss man gewarnt sein, man darf sie trotz ihres Aussehens nicht unterschätzen. Die Punchinellos sind wahre Ausgeburten der Hölle!

Die von Dancing Jax bisher verschonten Kinder und Jugendlichen wägen sich in scheinbarer Sicherheit. Doch was haben die Nordkoreaner wirklich mit ihnen vor? Auch die Grenzen der sicheren Insel beginnen zu bröckeln. Dancing Jax rückt näher. Unaufhaltsam! Und die Pläne der Nordkoreaner selbst sind sehr undurchsichtig.

Lee, seines Zeichens der Castle-Creeper, von Zweifeln geplagt, hat einen festen Plan. Wenn er erfolgreich ist, bekommt er Charm zurück. Dafür jedoch muss er eine ungeheure Gegenleistung erbringen, die sehr viele Menschen ins Verderben stürzen könnte. Ist er dazu in der Lage?

Martin Baxter, der größte und gefährlichste Feind des Ismus, rechnet sich minimale Chancen für die Menschheit aus. Doch das angespannte Verhältnis zu Lee, dem Castle Creeper, könnte Baxterns Plänen im Weg stehen. Kann das eigentlich gemeinsame Ziel erreicht werden?

Mit gesellschaftspolitischer Kritik geizt Robin Jarvis auch in seinem finalen Teil der Serie nicht. Mehr noch, er zeigt überdeutlich offensichtliche Missstände im gesellschaftlichen Umgang auf und macht auch vor religiösen Verwerfungen keinen Halt. Grenzen kennt er hierbei kaum.

Gekonnt gelang es dem Autor, mich mit einer zum Ende des Buches hin bizarren multimedial gestalteten Variante einer Reality-Show an den Seiten zu halten. Natürlich wie gewohnt ein bisschen übertrieben dargestellt, wurde ich dennoch durch diesen Showdown getrieben, konnte kaum die nächsten Seiten erwarten und fieberte mit den Charakteren. Zumindest mit denen, die letztendlich übrig blieben…

Insgesamt konnte Robin Jarvis mit „Dancing Jax – Finale“ einen gelungenen Abschluss präsentieren, der an das Niveau der Vorbände nahezu anknüpft. Ich fühlte mich durchgehend gut unterhalten und konnte eintauchen in diese abstrakte Welt. Für mich war die Reihe eindeutig ein Highlight meines bisherigen Leselebens.

Urteil:
„Dancing Jax – Finale“ ist blutiger und noch brutaler als seine Vorgänger. Gewagte Aktionen und bizarre Charaktere konnten mich wiederum überzeugen. Dem Ismus und seinen Widerparts gestehe ich deshalb eindeutige 5 Bücher zu.

Alle, die gut durchdachte Vernetzungen mögen, dabei bei blutigen und gewalttriefenden Szenen nicht das Handtuch werfen und Charaktere leiden sehen können, sind hier absolut richtig. Fans von „Dancing Jax – Auftakt“ und „Dancing Jax – Zwischenspiel“ haben sowieso keine Chance, „Dancing Jax – Finale“ zu entkommen!

Die Reihe:
1. Dancing Jax – Auftakt
2. Dancing Jax – Zwischenspiel
3. Dancing Jax – Finale 

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