Rezension

✎ Boldizsár M. Nagy - Märchenland für alle

Märchenland für alle -

Märchenland für alle
von

Bereits vor Erscheinen von "Märchenland für alle" war das Buch gefühlt in aller Munde. Ich hatte zuerst gar nicht die Diskussionen darum mitbekommen. (vielleicht, weil ich nicht in Deutschland lebe) Mich hatte einfach interessiert, ob es tatsächlich 17 Menschen gelungen ist, 17 (bekannte) Märchen um- oder weiter zu schreiben - und dabei ein wenig Diversität hinein zu bringen.

Für mich war es jetzt kein Werk, welches ich einmal in die Hand genommen und von vorne bis hinten durchgelesen habe. Dafür war mir manch eine Geschichte einfach irgendwie ... zu trocken. Auch habe ich die Intention hinter der einen oder anderen nicht ganz verstanden.

Es gibt ganz offensichtliche Punkte, die herausgearbeitet wurden: schwule Prinzen, die Hautfarbe von einigen Protagonisten, körperliche Merkmale, Transgender, rebellierende Prinzessinnen, häusliche Gewalt,  Armut, ... Ich habe sie gerne gelesen und hoffe, dass sie ihren Weg in die Welt finden werden.
Bei 2, 3 Märchen ist mir jedoch, wie gesagt, noch nicht ganz klar, worauf sie hinaus wollen.

Was mir unheimlich gut gefallen hat, waren die Illustrationen. Die Intensität der Farben, die Details, die Ausdruckskraft. Da hat einfach alles gepasst. Ich hätte mir davon noch mehr gewünscht. Um so bedauerlicher ist es, dass die Künstlerin am Ende des Buches bei der Aufzählung fehlt.

Der Verlag vergibt eine Altersempfehlung ab 6. Ich denke, das ist ok. Zwar finde ich die Sprache an manchen Stellen ein wenig schwierig, aber man kann es ja so machen wie mit den uralten Märchen: Man erzählt sie einfach frei und mit den eigenen Worten. Zum Selberlesen sind sie wahrscheinlich eher in Richtung 9 Jahre.

Ich tu mich auch ein bisschen schwer, eine Leseempfehlung (für Kinder) auszusprechen ...

Keine Frage: Dieses Werk ist wichtig und richtig! Und es ist absolut falsch, was bei Erscheinen von "Märchenland für alle" in Ungarn passiert ist!

Doch mir fehlt an einigen Stellen einfach das Normale. Der Fokus war manchmal zu sehr gelenkt. Dadurch war die "Andersartigkeit" nicht mehr alltäglich - so, wie es eigentlich in unserer Gesellschaft sein sollte. Manches klingt zu verkrampft, zu gewollt.

Ich werde es auf alle Fälle so halten: Meine Lieblingsmärchen aus dieser Lektüre habe ich mir bereits notiert und selbst beim ersten Lesen ist der Kern der Geschichte hängen geblieben. Meine 4-Jährige wünscht sich zum Einschlafen hin und wieder, dass ich etwas erzähle und so werden es nun ab und zu Zeilen hieraus werden.

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