Rezension

Bücher fangen oft mit dem Ende an

Die Geschichte der Baltimores
von Joël Dicker

Bewertet mit 5 Sternen

Was für ein grandioser Roman, der verdeutlicht, welchen Einfluss Eifersucht und Ehrgeiz auf Freundschaft und Familie hat <3

Zum Inhalt:
Marcus Goldman lebt mit seiner Familie in Montclair, er hat aber auch Verwandtschaft in Baltimore. Bei seinem Onkel Saul, seiner Tante Anita und seinem Cousin Hillel ist er regelmäßig Gast und wohnt dann bei ihnen, wie ein weiterer Sohn. Marcus liebt es, bei den „reicheren“ Goldmans zu sein, denn es gibt gewisse Vorzüge, die er dort genießen kann. Gemeinsam mit seinem Cousin und dem Pflegesohn Woody, der bei den Goldmans in Baltimore lebt, bildet er ein Dreiergespann, das viel Zeit miteinander verbringt. Die drei sind immer zusammen unterwegs und schwärmen alle für Alexandra, ein Mädchen aus der Nachbarschaft.

Einige Jahre nach der Katastrophe beschließt Marcus, inzwischen ein erfolgreicher Schriftsteller, dass er die Geschichte der Baltimores erzählen will.

Meine Meinung:
Endlich ein neuer Roman von Joël Dicker! Ich habe schon Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert (hier meine Rezension dazu) unglaublich gerne gelesen und für mich war das Buch auch irgendwie ein Geheimtipp, deshalb habe ich mich schon sehr auf den neuen Dicker gefreut. Ich hatte hohe Erwartungen an diesen Roman und ich wurde auch nicht enttäuscht. Den Schreibstil von Joël Dicker finde ich absolut genial. Er findet immer genau die richtigen Worte und auch wenn er einige Situationen ziemlich detailliert und ausholend beschreibt, habe ich mich nie gelangweilt, sondern wollte immer weiterlesen.

Warum ich schreibe? Weil Bücher stärker sind als das Leben. Sie sind die schönste aller Revanchen. Sie sind Zeugen der unzerstörbaren Mauern unseres Geistes, der uneinnehmbaren Festung unserer Erinnerung.
S. 510

Im Grunde steht „die Katastrophe“ im Mittelpunkt. Zeitlich wird immer wieder darauf hingewiesen, beispielsweise „Einen Monat vor der Katastrophe“ oder „Sechs Jahre nach der Katastrophe“ als Kapitelüberschrift. Und Marcus selbst erzählt auch immer von der Katastrophe und dass er erzählen will, wie es zur Katastrophe gekommen ist. Marcus Goldman ist Autor und nach seinem ersten großen Erfolg hat er nun eine Schreibblockade. Ich finde diese Idee des Buches im Buch klasse. Dabei gibt es nie einen wirklichen Auszug aus dem Buch, das Marcus schreibt, viel mehr erzählt er frei, was alles damals passiert ist.

Ich mag es außerdem, wenn in einem Buch nicht einfach alles chronologisch der Reihe nach erzählt wird, sondern wenn die Geschichte – wie in diesem Buch – in verschiedene Zeitebenen springt. Als Leser erfährt man so im Laufe der Geschichte immer mehr von den Personen und den Zusammenhängen. Dabei ist es nicht wichtig, ob man zuerst Sachen erfährt, die erst später passieren, Joël Dicker und auch Marcus Goldman nähern sich der Katastrophe so auf verschiedenen Wegen.

Alles beginnt und alles endet, und Bücher fangen oft mit dem Ende an.
S. 266

In dem neuen Roman von Joël Dicker geht um Erfolg, Neid und Missgunst und welchen Einfluss sie auf Freundschaft, Liebe und Familie haben. Dieser Roman ist sowohl eine Familiengeschichte als auch ein Spannungsroman und es gibt natürlich auch etwas fürs Herz.