Rezension

Charakter-Highlight

Teufelskrone - Rebecca Gablé

Teufelskrone
von Rebecca Gablé

Teufelskrone von Rebecca Gable

 

Was soll ich sagen? Ich kann euch nur meine Gefühllage annährend beschreiben, in der ich vor der Lektüre der „Teufelskrone“ war. Und danach. Ich denke, das gibt am besten wieder, wie ich das Buch wahrgenommen habe.

 

Zunächst einmal mag es jeden Histo- und Gable-Fan verwundern. Waringham im 12. Jahrhundert? War die Autorin nicht schon längst bei Britanniens Seefahrten und den großen Kapitänen angelangt? Warum reist sie nun wieder in der Zeit zurück?

Die Frage ist ganz einfach zu beantworten: Weil sie ein unglaublich spannendes Stück Geschichte ausgegraben hat, über welches sie noch nicht geschrieben hat – und zwei Könige, an deren Seite noch kein Waringham stand. Also – auf zu neuen Abenteuern!

 

Yvain und Guillaume of Waringham sind Brüder und ganz nebenbei die Protagonisten von Gables neuen Roman. Guillaume ist der ältere der beiden, der Erbe des Titels und ein Kreuzfahrer. Auch Yvain soll das Kreuz nehmen und gen Jerusalem ziehen. Doch es kommt anders – nach einer durchzechten Nacht – mit König Richards Bruder Prinz John – fällt er in Ungnade und wird nicht in den Orden aufgenommen, worüber Yvain nicht unbedingt traurig ist. Fortan ist er Prinz John treu ergeben und durchläuft die Ausbildung zum Ritter. Und was für eine Ausbildung. Er findet treue Kameradschaft und erbitterte Feinde und steht schließlich Prinz John als Ritter zur Seite. Die Ausbildung war für mich persönlich ein Highlight. Ich konnte regelrecht das Band, das zwischen den Freunden geknüpft wurde, wahrnehmen und auch verstehen. Wundervoll. Yvain als Charakter ist Gablé ausnehmend gut gelungen. Er ist kein Nice Guy, jedoch trägt er das Herz am rechten Fleck und trifft schwerwiegende Entscheidungen nicht leichtfertig – mit ihm konnte ich viele Abenteuer, aber auch genauso vielen Schrecken mutig gegenübertreten – und die annährend tausend Seiten wunderbar im Galopp hinter mir lassen.

 

Doch mein wahres Highlight stellte ein anderer dar. Prinz John – der dunkle Bruder von König Richard, an dem in Filmen und Büchern kaum ein gutes Haar gelassen wird. Das Schreckgespenst in vielen Robin Hood Filmen. In der Teufelskrone hat Gable den Versuch unternommen, einen Menschen zu charakterisieren, kein Ungeheuer. Und dieses Vorhaben ist ihr über alle Maßen gut gelungen, wie ich unumwunden zugebe. Ich verneige mein Haupt vor ihr. John wird als ein Mensch mit Charisma dargestellt, natürlich, denn sonst hätte Yvain nie entschieden, ihm die Treue zu schwören. Der Zorn flammt ebenso oft in ihm auf wie anfangs die Treue zu jenen, die zu ihm stehen. Im Laufe des Romans verändert sich sein Charakter spürbar und Yvain wird vor die Frage gestellt, ob er immer noch treu zu ihm stehen kann oder eben nicht. Und diese Frage stellte für mich das Highlight dar – denn Gable schafft es, dass sich der Leser – ich – die Frage ebenso stellt wie Yvain. Im Laufe des Buches musste ich meine Meinung über John, ja über einige Charaktere revidieren – und das erhält die Spannung und die Leselust über alle Maßen.

 

Die Spannungskurve stieg für mich etwas behäbig an, jedoch stetig. Im zweiten Abschnitt – als ich die Figuren kannte und liebte, schlug sie förmlich Purzelbäume und dann in einem grandiosen Finale zu münden.

Die Motive des Buches sind wundervoll, vor allen da sich das Buch nicht nur auf Liebe beschränkt, sondern ebenso die unverbrüchliche Bruderliebe thematisiert oder eben die Treue zum König. Wundervoll und detailliert ausgearbeitet. Es war mir eine Freude!

Hervorheben muss ich auch noch, dass es einige Szenen gab, die mich sehr anrührten – obwohl eigentlich banal (Die Zubereitung eines Mahls, ein Spaziergang in der Nacht), waren die Szenen einfach so griffig geschrieben, dass ich mir Post Ist in mein Buch setzen musste. Das schaffen nur wirklich gute Autoren bei mir, und Rebecca Gable ist eine von ihnen.

 

Was bleibt zu sagen? Gable hat einen Mann in Szene gesetzt und eine fantastische Geschichte um ihn herum errichtet. Großartig! Einzig für die behäbig steigende Spannungskurve ziehe ich ein halbes Sternchen ab. Und jetzt bleibt mir nur noch zu warten, auf Gables nächstes Buch, auf die nächste Geschichte aus ihrer Feder.