Rezension

Charmant, chaotisch, berührend

Der Tag vor einem Jahr - Ciara Geraghty

Der Tag vor einem Jahr
von Ciara Geraghty

Bewertet mit 3.5 Sternen

Keine Macht dem Alkohol...

Der Roman "Der Tag vor einem Jahr" beginnt mit einer Rückblende zu einem schlimmen Schicksalsschlag - Patrick rettet seine Schwester Grace während eines Spanienurlaubs aus dem Meer vor dem Ertrinken - kommt dabei jedoch selbst ums Leben.

Im Laufe des Buches erlebt man, wie Grace seitdem ihren Alltag meistert. Sie ist eigentlich mit Shane, dem Bruder ihrer besten Freundin glücklich liiert, allerdings befindet sich dieser derzeit aus beruflichen Gründen in London. Eines Abends kommt es zu einem One-Night Stand zwischen Grace und ihrem Arbeitskollegen Bernard, der sie gedanklich nicht mehr loslässt. Sie steckt in einem Gefühlschaos, sie liebt doch Shane, warum denkt sie so viel an Bernard?

Auch ihre Freundin und Mitbewohnerin Caroline wird als eine sehr sympathische junge Frau eingebracht, die bisher noch nicht die große Liebe gefunden hat - bis sie durch ein Blind Date einen Mann kennenlernt, den sie für sich als "Mr. Right" auserkoren hat und setzt nun alles daran, ihn sich zu angeln.
Durch kleine "Hinweise", die immer mal wieder eingestreut werden, wird einem als Leser recht schnell klar um wen es sich bei diesem Mann handelt, und auch Grace ist geschockt, als sie ihn kennenlernt - dies stellt die Freundschaft der beiden auf eine harte Probe.

Sehr schön fand ich dass immer wieder alte Briefe von Patrick an seine Schwester eingebunden wurden, diese lassen den Leser auch Patrick etwas besser kennen lernen und man beginnt zu verstehen, wie nah er und seine Schwester sich standen - dadurch wird die Geschichte der beiden in eine Richtung gelenkt, so dass man spürt, dass noch etwas ganz Besonderes geschehen wird.

Auch die Geschichte, wie Grace und Shane sich kennen- und lieben lernten ist sehr schön erzählt, wenngleich es mir dann schwerfiel seine Veränderung nachvollziehen zu können, er blieb mir das ganze Buch durch sehr fremd.
Ob Grace letztendlich bei Ihrem Freund bleibt, sich für ihren Bernard entscheidet oder ganz anders handelt will ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

Was mich an dem Roman gestört hat: Es wird durchweg eine Spannung aufgebaut, man bereitet sich innerlich auf irgendetwas "Großes" vor, was aber letztendlich nur bedingt geschieht, da man ja schon nach dem ersten Kapitel weiß, dass und warum Patrick gestorben ist. Die "Schuldfrage" an diesem Unfall sollte sicherlich dieses "Ziel" darstellen, kommt aber in meinen Augen nicht überzeugend genug herüber, es wird mehr nebenbei abgehandelt und die Liebesgeschichten dafür in den Vordergrund gestellt.

Eine angenehm zu lesende Geschichte mit sympathischen Protagonisten, Irrungen und Wirrungen der Gefühlswelt die wirklich sehr gelungen ist, und einer tragischen Hintergrundhandlung, die aber aufgrund o. g. Mängel nicht ganz überzeugen konnte.