Rezension

Da hätte man mehr draus machen können.

Ein Schmetterling im November - Auður Ava Ólafsdóttir

Ein Schmetterling im November
von Auður Ava Ólafsdóttir

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Schmetterling flattert in der Wohnung umher, obwohl es schon November in Island ist. Die Frau, die dort lebt, trennt sich von ihrem Geliebten. Ihr Ehemann trennt sich am gleichen Tag von ihr, weil er eine andere hat. Ihre schwangere Freundin bittet sie, auf den vierjährigen gehörlosen Sohn Tumi aufzupassen, während sie im Krankenhaus liegt. Die namenlose Frau hat gerade ein Ferienhaus gewonnen und den Lottojackpot geknackt. Mit Tumi und zahlreichen Geldscheinen im Auto bricht sie auf in die Ostfjorde, dahin wo sie mit 14 Jahren im Haus ihrer Großmutter eine Erfahrung machen musste, welche sie jetzt als 33-jährige immer noch nicht überwunden hat. Eine Wahrsagerin hat ihr prophezeit, dass drei Tiere sterben müssen bis sie ihren Traummann findet. Wird sie sich ihrer Vergangenheit stellen und ihren Traummann finden?

Die Autorin Audur Ava Olafsdottir hat eine reizvolle Idee für ihren Roman über Schicksal, Trennung und Neubeginn gehabt. Die Protagonistin, deren Namen der Leser im Roman nie erfährt, beherrscht elf Sprachen und ist als Übersetzerin tätig. Ihre Ehe ist kinderlos geblieben, mit ihrem Mann hat sie sich auseinandergelebt, die Affäre mit ihrem Liebhaber hat auch an Schwung verloren. Alles Dinge, die ich als Gleichaltrige nachvollziehen kann. Die Frau lässt uns von Zeit zu Zeit an ihren Erinnerungen teilhaben und wir erfahren, dass es einen Grund gibt, warum sie bisher noch kein Kind haben wollte. Während ihrer Reise lernt sie, was es bedeutet, sich um ein Kind zu kümmern, begegnet gewitzten Bauern und einigen Männern, die Interesse an ihr zeigen.

Trotz der vielversprechenden Voraussetzungen bleibt die Geschichte meistens unter ihren Möglichkeiten. Die Protagonistin war mir sympathisch, ihre Gedanken, ihr Erzählstil ist meist sprunghaft und sarkastisch und skurril.  Das gefiel mir zunächst, doch schon nach kurzer Zeit wurde ich verwirrt, weil man beispielsweise die zahlreichen Männer nie mit Namen kennenlernt und nicht weiß, mit wem sie sich gerade einlässt.
Der Erzählstil ist ungewöhnlich, was ich prinzipiell begrüße, doch viele Dialoge, Gedanken und Szenen waren mir zu abwegig und unverständlich. Die Landschaftsbeschreibungen halten sich in Grenzen, da die Erzählerin während einer Regenperiode reist, die zu Überschwemmungen führt und der Landschaft nicht so viel Aufmerksamkeit schenkt.
Gut beschrieben fand ich die Szenen mit ihrem Ex-Mann, die Gefühle und das Verhalten während ihrer Trennung. Auch ihre Freundin heitert die Gespräche auf.

Leider werden jedoch die Ideen und Entwicklungen, die zu Beginn angesprochen werden, von der Autorin nicht weiterverfolgt oder wieder aufgegriffen. Die Handlung ließ mich am Ende relativ unbefriedigt zurück . Nichts gegen offene Enden, aber das war einfach nur heiße Luft. Mir fehlte etwas, daher lediglich drei Sterne.
Am Ende befindet sich noch ein Abschnitt mit Rezepten, die von der Erzählerin im Laufe der Handlung angesprochen wurden. Nicht alles ist für besondere Anlässe oder für den deutschen Gaumen geeignet (z.B. Walspeck) wie der Klappentext glauben lässt. Die Rezepte versprühen ebenfalls einen Hauch Skurrilität.