Rezension

Da wäre noch mehr drin gewesen!

Schneeweiß, blutrot - Susanne Mischke

Schneeweiß, blutrot
von Susanne Mischke

Seit meinem Arena X-Thriller Highlight “Röslein stach” laufe ich hinter den Thrillern von Susanne Mischke her. Immer in der Hoffnung, noch einmal solch eine geniale Geschichte lesen zu dürfen.
Als dann dieser X-Thriller von ihr erschien führte kein Weg daran vorbei. Rein von Klappentext her klang die Geschichte voll nach meinem Geschmack. Ich mag spannende und gruselige Geschichten, die an einem von der Außenwelt abgeschnittenen Ort spielen, und an denen nur wenige Personen beteiligt sind. Darin steckt in meinen Augen sehr viel Potenzial
Also begann ich guter Dinge mit “Schneeweiss, blutrot”.
Große Vorreden werden nicht geschwungen. Die Idee von dem gemeinsamen Ausflug in die Berge kommt schon nach nur drei Seiten zur Sprache, und sehr bald ist die Clique unterwegs in die Schweiz. In dieser Zeit hat Gelgenheit, sich die Charaktere vertraut zu machen. Mit einigen habe ich mich sofort anfreunden können, andere waren mir etwas supekt. So richtig unsympathisch fand ich aber niemanden und es hat mir gefallen, dass die Jugendlichen so schön verschieden sind. Bei solch unterschiedlichen Charakteren würden über kurz oder lang quasi Welten aufeinanderprallen. Das konnte würde sicher zusätzlichen Zündstoff liefern.
DerSchauplatz der Geschichte hat mir ebenfalls gefallen. Eine alte Jagdhütte weit oben in den verschneiten Bergen und fernab von jeder Zivilisation. Als Winter-Hasser lief mir alleine bei der Vorstellung eine Gänsehaut über den Rücken. Außerdem fand ich das Bild, das sich mir bei der Vorstellung der Hütte vor Augen schob, ganz schön unheimlich.
Bis dahin war also alles in bester Ordnung. Leider muss ich aber sagen, dass die Geschichte ihr Potenzial nicht wirklich ausschöpft. Trotz Einsamkeit der Hütte, den schroffen Bergen und dem verschneiten Klettersteig, wollte sich bei mir dieses Gefühl der Isolation den der übrigen Welt nicht so intensiv einstellen wie ich es mir gewünscht hatte. Dafür stand der Gruppe noch immer zuviel Raum zur Verfügung. Der Wald beispielsweise, die Möglichkeit zumindest bis zum Klettersteig gehen zu können, Höhlen. Natürlich, überall lauern Gefahren was für spannende Szenen sorgt. Aber das hätte noch mehr Isolation ebenfalls geschafft. Und so sehr mir diese ominöse Truppe aus dem Ort, der Landstreicher und die Gruselgestalten gefallen haben, auch sie brachten mir zu viel Verbindung nach draußen rein.
Ähnlich ist es mit der Gruppendynamik in der Hütte. Ich fand es durchaus interessant, was man über die Kids noch so alles erfährt. Vor allem unter den gegebenen Umständen. Und es gibt mehr als eine Szene, die für Schrecken sorgen und auf manchen der “Freunde” ein bedenkliches Licht wirft. Dabei geht es dramatisch und sogar äußerst blutig zu. Trotzdem habe ich es zwischen diesen Szenen nie so empfunden als spitze sich die Situation wirklich dramatisch zu. Jedenfalls nicht für die Gruppe. Ein oder zwei der Jugendlichen geraten durchaus mal in gefährliche Situationen, aber gerade durch dieses Auseinandersplittern der Gruppe ging für mich das Gefühl verloren, dass da etwas auf sie alle lauert. Durch diese Trennung kam immer wieder “Ruhe” rein, wodurch bei mir Spannung verloren ging.
Das Ende fand ich überraschend, das hatte ich so nicht erwartet. Allerdings fand ich es ziemlich einfach gestrickt. Da hätte ich mir eine tiefgehendere Auflösung gewünscht. Eine mehr so auf der psychologischen Schiene. Klar, der Täter ist zweifelsohne krank im Kopf, aber das hätte gerne noch eindringlicher dargestellt werden dürfen.

“Schneeweiss, blutrot” liest sich gut. Die Geschichte handelt von einer Gruppe Jugendlicher und passend dazu ist der Ton recht jugendlich. Es gibt zwar längere beschreibende Passagen, die etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, aber zahlreiche Dialoge lockern das dann wieder auf. Die Kapitel sind vergleichsweise lang, aber so macht man mit jedem Kapitel zumindest einen guten Schritt in der Geschichte voran. Das hat mir so gefallen und ich denke, die Jugendlichen, an die sich das Buch in erster Linie richtet, werden damit gut klarkommen.

Passend zur Szenerie wirkt der Look des Buchs schön frostig. Die roten Beeren bilden einen tollen Kotrast dazu. Diese Kombination passt prima zum Titel.

Fazit:  Ich fand “Schneeweiss, blutrot” zwar schon spannend und das Setting gefiel mir ebenfalls sehr gut, aber ich bin überzeugt, dass man daraus noch mehr hätte machen können. Die Isolation der Gruppe und die sich zuspitzende Situation unter Jugendlichen hätte ich mir noch intensiver dargestellt gewünscht. Ein weniger einfach gestricktes Ende wäre ebenfalls nicht übel gewesen.