Rezension

Dachdecker wollte ich eh nicht werden

Dachdecker wollte ich eh nicht werden - Raúl Aguayo-Krauthausen

Dachdecker wollte ich eh nicht werden
von Raúl Aguayo-Krauthausen

Bewertet mit 5 Sternen

Menschen tätscheln ihm den Kopf oder starren ihn an – Raul Krauthausen, der aufgrund seiner Glasknochen im Rollstuhl sitzt und kleinwüchsig ist, weiß, dass viele Menschen Schwierigkeiten haben, mit Behinderten unverkrampft umzugehen. Raul Krauthausen sieht seine Behinderung als eine Eigenschaft von vielen. Er beschreibt mit Witz und Sachkenntnis, wie sein Alltag wirklich ist und wie ein Miteinander von Behinderten und Noch-nicht-Behinderten aussehen kann.
 
‘Dachdecker wollte ich eh nicht werden‘ verspricht ein Buch zu sein, in welchem Raúl Krauthausen über sein Leben mit «Osteogenesis imperfecta», der Glasknochenkrankeit, berichtet. Es ist allerdings mehr als nur das: Vielmehr zeichnet Raúl Krauthausen einen breitgefächerten Einblick in das Leben von Menschen mit Behinderung in Deutschland. 
Die Lektüre ist nicht chronologisch gestaltet, es arbeitet eher Stationen in seinem Leben ab, die von Wichtigkeit für ihn und dem Akzeptieren seiner Behinderung geprägt sind. Dennoch verliert das Buch nie seinen humorvollen Beiklang, denn der Schreibstil ist im Allgemeinen zwar sehr sachlich, aber auch mit einer gehörigen Portion Sarkasmus und Humor gespickt.
Es werden Sorgen und  Nöte, sowie Freude und Glück mit dem Leser geteilt doch ein gewisser Abstand bleibt - für mich völlig verständlich, denn ich glaube noch mehr Tiefe, beziehungsweise noch mehr Fokussierung auf das Thema Behinderung hätte gut und gern nach hinten losgehen können. So ist es Raúl Krauthausen gelungen einen ausgezeichneten Einblick in sein Leben zu geben, dass grade Nicht-Behinderte Menschen zum Nachdenken anregt. 
Das Buch macht deutlich, dass eine Behinderung ein glückliches und erfülltes Leben auf keinen Fall ausschließt, aber Tücken mit sich bringt, die von der Gesellschaft leider immer noch übersehen werden.