Rezension

Darwyne / sehr lesenswert

Darwyne -

Darwyne
von Colin Niel

Bewertet mit 4 Sternen

Kein Thriller im üblichen Sinne, aber ein sehr gut recherchierter und erzählter Roman, dessen starke Bilder lange haften bleiben.

Geheimnisse der Psyche und des Dschungels

Darwyne ist kein Thriller im üblichen Sinne. Erzählt wird die Geschichte eines zehnjährigen leicht behinderten Jungen, der mit seiner schönen Mutter und deren wechselnden Geliebten in einem Slum tief im Innern von Französisch-Guayana lebt, ganz oben am Rande des Amazonas-Dschungels. Darwyne vergöttert seine Mutter. Er hat keine Freunde, ist ein scheuer Außenseiter, spricht kaum, gilt als missratener Bengel, als Trottel. Die Mutter tut anscheinend alles, um ihn zu einem richtigen Jungen zu erziehen, zwingt ihn auch in die verhasste Schule. Aber sie verweigert ihm, was er sich sehnlichst wünscht: ihre Liebe. Stattdessen richtet sie ihn ab wie ein Tier und äußert täglich Missfallen und Verachtung. Zwischen Mutter und Sohn gibt es geheime Rituale grausamer Drangsalierung und Unterwerfung, die nur von den wechselnden Geliebten der Mutter erahnt werden. Aber diese verschwinden stets wieder ohne jeden Abschied. Ab und zu entzieht sich auch Darwyne, indem er in den Urwald flieht, obwohl er nach jeder Rückkehr hart dafür bestraft wird.

Durch eine anonyme Anzeige wird eine Sozialpädagogin der Jugendhilfe auf ihn aufmerksam. Sie erkennt seine außerordentlichen Fähigkeiten sich im Dschungel zurechtzufinden. Fasziniert von dieser verborgenen Seite des Kindes findet sie Zugang zu ihm und nach und nach zu den düsteren, grausamen Geheimnissen dieser Familie.

Der Autor schildert die Not des Jungen mit großer Einfühlungskraft, ebenso seine verzweifelten Versuche, ganz eigene Regeln für den Ausweg aus seiner Not zu finden. Genauso eindrücklich wird der Dschungel geschildert, seine Geräusche und seine undurchdringlichen Geheimnisse. Ein sehr gut recherchierter und erzählter Roman, dessen starke Bilder lange haften bleiben.