Rezension

Das Auf und Ab des Lebens

Das sonnengelbe Cabrio -

Das sonnengelbe Cabrio
von Maria Resco

Bewertet mit 5 Sternen

„...“Ich sage, jetzt steht uns die ganze Welt offen.“ Mike nickte. „Ja, stimmt. Kein Job, kein Geld, kein Dach über den Kopf...irgendwie ist alles offen.“...“

 

Mike, Grundschullehrer, und Jessy, Architektin, haben ihr Studium beendet. Beide planen eine gemeinsame Zukunft in München. Bevor sie starten können, erhält Jessy einen Anruf. Der wird alles ändern.

Die Autorin hat eine realistische Gegenwartsgeschichte geschrieben. Wer bei den frühlingshaften Cover eine lockerleichte Liebesgeschichte erwartet, liegt allerdings falsch. Das Leben ist meist nicht nur locker und leicht.

Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er bringt vor allem die verschiedenen Stimmungen gut zum Tragen, die entscheidend für die Handlung sind.

Bevor ich erfahre, was es mit dem Anruf auf sich hat, werde ich zurück ins Jahr 1985 geführt. Es ist ein wichtiges Jahr für Jessy. Bisher lebte sie mit ihrer Mutter in Lübeck. Ihre Cousine und beste Freundin Isa wohnt nur wenige Schritte entfernt. Doch nun wird die Mutter wieder heiraten. Peter hat für die Familie auf dem Dorf ein Haus gebaut. Zur ersten Fahrt holt er Jessy und ihre Mutter mit einem sonnengelben Cabrio ab. Dieses Auto wird Jessys Traum bleiben.

Eines weiß Jessy schnell:

 

„...Sie wollte studieren, wollte Karriere machen, wollte weg von hier...“

 

Sie möchte sich nicht mehr vorschreiben lassen, wie sie zu leben hat.

Zum Studium geht sie nach Hamburg. Dort zieht sie mit Isa zusammen. Eines aber überschattet seit Jahren ihr Leben. Sie will wissen, wer ihr Vater ist. Dabei kann sie sich nicht beklagen. Peter macht keinen Unterschied zwischen ihr und den eigenen Kindern. Er ist auch wesentlich großzügiger als ihre Mutter. Doch die Frage nach den Wurzeln bleibt. Zwar gibt es eine Antwort, aber selbst Isa ist der Meinung, dass die Mutter ihr nicht die Wahrheit gesagt hat.

Und dann zerschlägt sich der Traum von München. Der Anruf zwingt Jessy, ihre Pläne zu ändern.

Die Autorin macht die Spannung deutlich, zwischen einen selbstbestimmten Leben und dem Verantwortungsgefühl gegenüber der Familie. Ist es richtig, die eigenen Wünsche immer zurückzustecken? Wo endet die Verpflichtung? Dieses Fragen geht die Geschichte nach. In vielfältigen Diskussionen wird darüber debattiert. Jessys Mutter ist gut darin, Forderungen durchzusetzen und, wenn das nicht möglich ist, geschickt andere zu manipulieren.

Es sollte einige Jahre dauern, bis Jessy ihren Weg gefunden hat. Dazwischen wartet manch Überraschung auf sie. Auch mit Mike geht nicht alles glatt. Sie müssen durch Höhen und Tiefen, bis sie zu einem gleichberechtigten Miteinander finden.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es thematisiert die Probleme unserer Zeit und zeigt, dass die Berufstätigkeit der Frau immer noch mit anderen Augen gesehen wird als die des Mannes. Und das sonnengelbe Cabrio? Es taucht immer mal wieder auf – mit einer besonderen Rolle im Geschehen.