Rezension

Das Buch hat mich tief beeindruckt. Von diesem Autor brauche mehr!

Unruhe - Zülfü Livaneli

Unruhe
von Zülfü Livaneli

Bewertet mit 5 Sternen

„Ich war ein Mensch“, waren Hüseyins letzte Worte. Er wurde in Amerika angegriffen und starb. Dabei hatten ihn seine Brüder aus der Türkei geholt, weil er auch in der Heimat nicht mehr sicher war, nachdem er sich von seiner Verlobten getrennt hat. Statt ihr hat er sich eine Jesidin ausgesucht, die aus Syrien geflüchtet war. Doch Jesiden sind anders als Muslime, ihr Glaube stammt von den Eziden ab, die es schon vor 6000 Jahren gab, also schon lange vor den Juden. Sie haben Riten, die den Menschen in Mardin, Hüseyins Heimatort fremd sind.

Hüseyins Mutter ist,ebenso wie die gesamte Familie, durch den Tod des Sohnes am Boden zerstört. Sie sieht in Meleknaz, der Frau, die Hüseyin heiraten wollte, eine Teufelin, die sie mit folgenden Worten verflucht: „Gott gebe ihr die Krätze, aber keine Fingernägel.“
Zülfü Livaneli (*20.Juni 1946), der in der Türkei neben Orhan Pamuk einer der erfolgreichsten Autoren ist, lässt Ibrahim, einen Journalisten aus Istanbul, erzählen. Der war mit Hüseyin in Mardin aufgewachsen und will nun wissen, was passiert ist. Als LeserInnen begleiten wir ihn durch die Recherche und erfahren nicht nur viel über das Leben der Jesiden, sondern auch über den Ort, der wegen des Syrienkrieges für viele Flüchtlinge Zeltstädte bauen musste.
Das Buch hat mich tief beeindruckt. Der Schreibstil ist mit dem von Orhan Pamuk vergleichbar und spricht Gefühle an. Während des Lesens merkt man kaum, mit wie viel Informationen man gefüttert wird, die einem eine fremde Welt verständlicher machen.