Rezension

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** Das "EDOHM-Syndrom" **

Einer da oben hasst mich - Hollis Seamon

Einer da oben hasst mich
von Hollis Seamon

Bewertet mit 4 Sternen

Die Story von „Einer da oben hasst mich“ hörte sich für mein Empfinden recht interessant an. Ich erwartete ein leicht zu lesendes Buch, da es sich hierbei um ein Jugendbuch handelt. Außerdem war ich sehr gespannt, wie tief die Autorin in die Materie „bevorstehender Tod“ eingehen würde, da dies ja ein sehr empfindliches Thema ist.

 

Im Nachgang muss ich sagen, dass ich etwas andere Erwartungen von dieser Geschichte hatte, das Buch jedoch nicht schlecht fand. Richie versucht seinen bevorstehenden Tod so gut es geht auszublenden und badet keineswegs in Selbstmitleid. Er weiß zwar ganz genau, dass er nur noch wenige Wochen zu leben hat, versucht jedoch das Beste aus der Situation zu machen.

 

Richie steht kurz vor seinem 18. Geburtstag und hat ein Auge auf die 15-jährige Sylvie geworfen, die ebenfalls im Hospiz ihre letzte Zeit verbringt. Die beiden verstehen sich richtig gut und haben viel Spaß zusammen, jedoch denkt der Jugendliche, dass er in einer ganz anderen Liga wie seine Auserwählte spielt. Umso glücklicher ist er, als er der ebenfalls Totkranken doch noch näher kommt...  

 

Ein tolles Erlebnis, von dem Richie ausführlich berichtet, ist der Halloween Ausflug mit seinem verrückt-unvernünftigen Onkel Phil. An diesem Abend kann er einfach mal das „EDOHM-Syndrom“ vergessen und feiern, wie es andere Jugendliche in seinem Alter tun.

 

Wie bereits erwähnt, war das Buch ein wenig anders, als ich erwartet hatte. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass sehr viele Emotionen hochkommen, die Geschichte von traurigen und gefühlvollen Passagen lebt, der Junge am liebsten aufgeben würde und er in seiner Situation nicht mehr viel erleben könnte. Es erwartete den Leser jedoch ein willensstarker junger Mann, der sich seiner Lage zwar vollkommen bewusst ist, die letzten Tage und Wochen jedoch so gut wie möglich auskosten möchte. Richie überrascht, zeigt Mut, Stärke und beeindruckte mich als Leserin sehr. Man wünscht niemanden eine solche Situation – sei es bei einem Verwandten, einem Freund, einem Fremden oder gar einem persönlich. Denkt man sich in seine Situation hinein, so weiß ich nicht, ob ich so stark sein könnte, wie Richie.

 

Ein meiner Meinung nach gutes Jugendbuch für Leser, die sich bereits mit einem so ernsten Thema befassen möchten und dennoch lesen können, dass man nie aufgeben sollte. Meiner Meinung nach hätte man – trotz der Eigenschaft eines Jugendbuches – noch ein wenig mehr in Richtung Emotionen gehen können. Alles in allem jedoch ein gutes, solides Werk von Hollis Seamon, das ich auch durchaus an Jugendliche verschenken würde.