Rezension

Das Ende einer Ära

Atlas - Die Geschichte von Pa Salt -

Atlas - Die Geschichte von Pa Salt
von Lucinda Riley

Bewertet mit 3 Sternen

Ende der 1920er-Jahre in Paris findet ein Junge ein neues Zuhause, wo er, dank seiner Adoptivfamilie, den Grundstein für ein interessantes und spannendes Leben legt. Während sich 2008 sieben Schwestern treffen, um vom Vater Abschied zu nehmen.

„Atlas - Die Geschichte von Pa Salt“ ist der finale Band der Reihe um die sieben Schwestern von Lucinda Riley. 

Im Mittelpunkt der Handlung stehen sechs Schwestern, die allesamt von ihren Vater adoptiert wurden. Aufgewachsen sind sie am Genfer See, umgeben von Privilegien und Luxus, was ihnen einen erfreulichen Start ins Leben ermöglichte. 

Als Pa Salt, der Adoptivvater, überraschend verstarb, hinterließ er jeder Schwester einen Brief, damit sie die Spur zu ihrer wahren Herkunft aufnehmen kann. Daraus ergaben sich sechs Bände der achtteiligen Reihe, worin jeder Schwester eine Geschichte gewidmet ist.

Den Rahmen der Handlung bildet das Sternbild der Plejaden, weil jede der Schwestern nach einem Stern davon benannt wurde. Zudem war Pa Salt auf der Suche nach seiner siebenten Tochter, die er leider bis zum Ende nicht gefunden hat. Somit ist der vorletzte Band dieser verschwundenen Schwester gewidmet, während sich das große Finale mit der Geschichte von Pa Salt auseinandersetzt.

Während der letzten sieben Bände wurden enorm viele Hinweise und Geheimnisse eingestreut, welche die Samen für eine unbändige Neugier der Leser und Leserinnen war. Schon beim vorletzten Band habe ich mir die Lösung all dieser Rätsel erhofft, doch erst jetzt haben wir einen Blick hinter die Kulissen geschafft.

Der Junge in Paris ist Pa Salt. Er schreibt in einem Tagebuch von seinem Leben und nimmt den Leser oder die Leserin auf eine atemberaubende Reise mit. Kaum ein Kontinent, der nicht sein Schicksal ist, kaum eine Begegnung, die ohne langfristige Auswirkungen bleibt. Die Geschichte von Atlas an sich ist interessant, bemerkenswert und eindeutig kein Alltagsphänomen.

Trotzdem wurde sie auffallend oberflächlich erzählt und der Erzählstil hat mich nicht überzeugt. Als kleiner Junge im Alter von zehn Jahren, hat Atlas Erkenntnisse, welche manchem 40-jährigem nicht in den Sinn gekommen sind. Seine Wortwahl ist von vornherein vornehm und äußerst gebildet, was ich bei einem Kind in dem Alter und auf diese Weise nicht als authentisch auffasse. Merkwürdig empfand ich außerdem, dass in einem Tagebuch ständig „Liebe Leserin, lieber Leser“ geschrieben wird, als ob ihm bewusst ist, dass er sich an ein Publikum wendet. 

Alle Geheimnisse werden geklärt und trotzdem oftmals im Schnelldurchlauf abgehakt. Speziell am Beginn seiner Lebensgeschichte sind wir - meinem Eindruck nach - besonders lange verharrt, während der wirklich interessante Teil um die Adoptionen der Schwestern rasch und immer nach dem gleichen Muster abgearbeitet wurde.

Im Gegenwartsstrang von 2008 treffen sich die Schwestern auf der Titan, der Yacht der Familie. Auf dieses Wiedersehen hatte ich mich gefreut, wollte ich doch wissen, wie es den Schwestern seit dem jeweiligen Abenteuer ergangen ist. Die ernüchternde Gegenwart konzentriert sich auf Maia und Ally, während die anderen Geschwister eher blass im Hintergrund bleiben.

Leser und Leserinnen von Lucinda Riley wissen, dass sie zu früh gestorben ist und dieses Buch nicht mehr selbst geschrieben hat. Ihr Sohn Harry Whittaker hat sich der Notizen seiner Mutter angenommen und damit der Reihe um die sieben Schwestern zu einem passablen Ende verholfen. Ich denke, dass er sein Bestes gegeben hat, und vermute, dass selbst die Autorin persönlich die komplexe Reihe nicht eleganter abschließen hätte können. Es war sicherlich schwierig, alle Fäden vernünftig zu verweben, ein Gesamtwerk zu erschaffen und trotzdem das Interesse aufrecht zu erhalten.

Ich blicke auf eine großartige Lesezeit zurück, die mich in zahlreiche Länder führte und mir spannende historische Zusammenhänge erklärte. „Atlas - Die Geschichte von Pa Salt“ habe ich gerne gelesen, weil ich neugierig war, und trotzdem bin ich froh, dass die Reihe nun einen Abschluss hat.

Die Sieben-Schwestern-Reihe:
1) Die sieben Schwestern
2) Die Sturmschwester
3) Die Schattenschwester
4) Die Perlenschwester
5) Die Mondschwester
6) Die Sonnenschwester
7) Die verschwundene Schwester
8) Atlas - Die Geschichte von Pa Salt