Rezension

Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit.

Propaganda im Ersten Weltkrieg -

Propaganda im Ersten Weltkrieg
von Klaus-Jürgen Bremm

Bewertet mit 5 Sternen

Klaus-Jürgen Bremm untersucht in seinem Buch „Propaganda im Ersten Weltkrieg“ in elf Kapiteln die Mechanismen, Methoden und Auswirkungen der Propaganda.

 

Die elf Kapitel sind:

 

Eine Waffe, die nicht tötet.
So alt wie der Krieg selbst. Propagandistische Agitation von der Antike bis zum Anbruch der Moderne
Deutsche „Kulturmission“ gegen britischen „Händlergeist“. Die Ideen von 1914
Propagandistische Steilvorlage. Die Besetzung Belgiens und die Anfänge der alliierten Gräuelpublizistik.
Maschinerie der Manipulation. Die Auslandspropaganda der kriegsführenden Mächte.
Der Kampf um die Neue Welt. Deutsche und Britische Propaganda in den Vereinigten Staaten 1914-1917
Ein „rechtschaffener Zorn“. Die amerikanische Propaganda nach dem Kriegseintritt Washingtons.
Die Lüge als patriotische Pflicht. Kriegskorrespondenten im Dienst der militärischen Zensur.
Durchhaltegesellschaften in Frankreich und Deutschland. „Union Sacrée“ und der „Burgfrieden“ im Vergleich
Die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Versuche deutscher Legendenbildungen nach dem Waffenstillstand 1918.
Geliebte Lügen - ein Fazit

 

Die erste Kapitelüberschrift hat bei mir Widerspruch erzeugt. Propaganda, eine Waffe, die nicht tötet? Wie bitte? Und was ist mit den Millionen Toten, die für die Herrscher (zumindest anfangs) voll Begeisterung auf die Schlachtfelder gezogen sind? Ohne Propaganda „Für Gott, Kaiser und Vaterland zu sterben sei eine Tugend“, wären sie noch am Leben.

 

Und es geht spannend weiter. Anhand von zahlreichen Dokumenten, Briefen und Zitaten werden Beispiele genannt, in denen die Propaganda hüben wie drüben eingesetzt wird. So wird aufgezeigt, dass dem „rechtschaffenen Zorn“ der amerikanischen Bevölkerung nach der Versenkung der Lusitania, zahlreiche Verhandlungen sowohl der Alliierten als auch der Deutschen vorangegangen sind, die USA zu einem Kriegseintritt zu bewegen. Frische Truppen und modernes Kriegsgerät benötigten beide Seiten.

 

Sehr interessant sind die Kapitel um die Legendenbildung und die geliebten Lügen. Ohne Propaganda ist es wohl kaum erklärbar, dass die „Dolchstoßlegende“ und die „jüdische Weltverschwörung“ bis heute geglaubt werden.

 

Die Maschinerie der Manipulation hat Auswirkungen bis in den Zweiten Weltkrieg (und bis heute). So sind dem britischen Geheimdienst längst die Gräuel des NS-Regimes bekannt. Doch angesichts der eigenen, früheren Propaganda werden die Berichte über die Verfolgung und Ermordung von Juden als übertriebene Propaganda von einzelnen Kriegsgegnern abgetan. Wie viele Tote, wie viel Leid hätte verhindert werden können? Eine rhetorische Frage, auf die niemand eine wirkliche Antwort weiß.

 

Fazit:

 

Ein interessantes Buch zum Thema „Propaganda im Ersten Weltkrieg“, dem ich gerne 5 Sterne gebe.