Rezension

Das Heiratskarussell der Romanows …

Die Zarentochter - Petra Durst-Benning

Die Zarentochter
von Petra Durst-Benning

Bewertet mit 3 Sternen

Zarenhof in Sankt Petersburg, 1. Hälfte 19. Jahrhundert: Die Weichen für den Nachwuchs des Zarenpaares Nikolaus I. und seiner Gemahlin Alexandra sind längst gestellt. Während der Erstgeborene Alexander als Zarewitsch zum Nachfolger des Zaren bestimmt ist, sollen die Mädchen die Macht und den Einfluss Russlands erhöhen, indem sie standesgemäß in hochrangige europäische Herrscherhäuser einheiraten. Doch die Erwartungen des Zaren gehen nicht auf. Maria, die Älteste, heiratet unter ihrem Stand und Olga lehnt jahrelang jeden der zahlreichen Bewerber ab. Sie will aus Liebe heiraten und sich nicht den diplomatischen Zwängen unterwerfen. Doch dann lernt sie Karl, den Sohn des Württembergischen Königshauses und Nachfolger König Wilhelm I. kennen. In ihm findet sie endlich einen Gleichgesinnten zur Verwirklichung ihrer sozialen Pläne …   

Die Autorin Petra Durst-Benning wurde 1965 in Baden-Württemberg geboren. Nach dem Gymnasium absolvierte sie eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Übersetzerin und Wirtschaftskorrespondentin. Nachdem sie einige Jahre im Import- und Exportgeschäft tätig war, begann sie in den 1990er Jahren mit dem Schreiben historischer Romane. Diese wurden in viele Sprachen übersetzt und erreichten eine Gesamtauflage von weit über 2,5 Millionen Exemplaren. Im Jahr 2015 wandte sie sich der Gegenwartsliteratur zu. Heute lebt Petra Durst-Benning mit ihrer Familie südlich von Stuttgart auf dem Land.

In ihrem Roman „Die Zarentochter“ schildert Petra Durst-Benning das Leben von
Großfürstin Olga, die im Familienkreis nur Olly genannt wurde, am Hof in Sankt Petersburg. Aufgewachsen mit sechs Geschwistern hatte sie eine wohlbehütete und liebevolle Kindheit. Schon früh zeigten sich ihr starker Wille, ihre Durchsetzungskraft und ihre soziale Neigung. Sie wollte zwar eine fügsame Tochter sein, sich aber nicht in eine ungeliebte Ehe drängen lassen und hatte daher einige verliebte Schwärmereien, die allesamt mit einer Enttäuschung endeten. Als sie dann Karl, ihren späteren Ehemann kennen lernte, war es nicht die große Liebe, aber eine innige Seelenverwandtschaft.

Es vermischen sich hier Fiktion und Fakten, wie die Autorin im Nachwort selbst erwähnt. Leider überwiegt für meinen Geschmack das Erdachte, historische Tatsachen und die Geschichte Russlands verbleiben doch sehr im Hintergrund. Es dreht sich beinahe alles um die Zarenkinder, über ihr prunkvolles Zuhause, ihre Klugheit, ihre Schönheit und ihre Zukunft. Das liest sich anfangs noch ganz interessant, verliert aber dann mehr und mehr an Qualität. Plötzlich stehen die Schönheit der Mädchen, ihre prunkvollen Kleider und oberflächliche Vergnügungen im Mittelpunkt, was dem Roman äußerst abträglich ist. Der Schreibstil ist leicht, flüssig und sehr gefühlsbetont, so dass sich die Geschichte zügig lesen lässt. Die Autorin versteht es gut, die Protagonisten zum Leben zu erwecken. Der Cliffhanger am Schluss weckt die Neugierde auf Olgas Ehe und ihr Leben in Stuttgart, was dann in Band 3 der Zarentochter-Saga zu lesen ist.