Rezension

Das Spiel mit der Angst

Die Ameisenfrau - Thomas Kiehl

Die Ameisenfrau
von Thomas Kiehl

Bewertet mit 3 Sternen

»So leicht werden Sie mich nicht los. … Ich musste gestern mit ansehen, wie ein Mensch gestorben ist. Ich möchte, dass Sie mir ein paar Fragen beantworten.«

Für die Biologin Lena Bondroit drehte sich im Leben bisher alles um Ameisen, mit ihren Forschungen hat sie sich bereits einen Namen gemacht. Eines Tages wird sie kurz hintereinander von zwei ihr bis dahin fremden Männern angesprochen, die ein ganz spezielles Interesse an ihren Forschungsarbeiten haben. Der eine von ihnen wird nach einem Treffen ermordet, Lena ist Zeugin. Zuvor erzählte er ihr etwas über eine bizarre Geheimorganisation, die Menschen manipuliert. Ohne den Mord hätte Lena dies lediglich als Verschwörungstheorie angesehen. Aber tatsächlich steckt sie alsbald in einem Geflecht von Lügen, Manipulationen und ungewöhnlichen Organisationen. Es wird gefährlich für sie und wiederholt muss sie sich fragen, wem sie eigentlich glauben kann.

 

Die Themen in diesem Buch fand ich sehr reizvoll. Eine Ameisenforscherin als Ermittlerin ist mal etwas völlig anderes und ihre Spezialkenntnisse liefern wertvolle Gedankenansätze. Immer wieder erfährt man dabei natürlich auch Interessantes über die kleinen, staatenbildenden Lebewesen.

 

Im Zentrum steht das Spiel mit der Angst. Zum einen die Überlegung, wie Angst in der Bevölkerung ausgenutzt wird, um eigene Ziele zu erreichen. Wenn man sich umschaut, fallen da schon viele Beispiele auf. Freiwillige Versicherungen würden ohne Angst viel seltener abgeschlossen werden. Die Angst vor Fremden und Einwanderern spielt gewissen Parteien in die Arme, die sich daher natürlich bemühen, diese Angst noch zu schüren. Zum anderen stellt sich die Frage, woher die Angst eigentlich kommt, was sie ausgelöst haben könnte und ob die Menschen heute ängstlicher sind als früher.

 

Das sind, wie schon erwähnt, sehr interessante Themen und die Grundidee des Buchs kann ich gut nachvollziehen. Leider trifft das nicht auf alle Handlungsstränge zu, da empfand ich so einiges als arg konstruiert. Zudem sagte mir der Schluss nicht zu, diese Art der Auflösung erschien mir zu geschönt und unpassend zu der ernsten Thematik.

 

Lena hat mir als Charakter gut gefallen. Neben ihr gab es für mich zwei weitere Personen, die authentisch wirkten, das waren der ermittelnde Polizist und der Innenminister. Die anderen blieben blass oder waren schlicht unglaubwürdig. Richtig gut gefiel mir, dass man lange Zeit nicht wusste, wem man jetzt eigentlich trauen kann und wem nicht. Die Frage nach Gut und Böse gestaltete sich als ordentliches Verwirrspiel, das war gelungen.

 

Fazit: Interessante Thematik und ein paar richtig gute Ideen, aber an anderen Stellen zu konstruiert.