Rezension

Das war leider nichts für mich

Neuer Roman (AT) -

Neuer Roman (AT)
von Benjamin von Stuckrad-Barre

Bewertet mit 0.5 Sternen

Triggerwarnung: Me-Too-Debatte, sexuelle Belästigung und Übergriffe.

 

Ich muss vorneweg schicken, dass ich noch nie ein Buch des Autors gelesen habe, aber mich der Klappentext sehr ansprach. Ich ging allerdings fälschlicherweise davon aus, dass es sich hierbei um einen klassischen Roman handelt, was so nicht ganz der Fall ist.

 

Der Schreibstil ist extrem gewöhnungsbedürftig. Ich bin damit bis zum Schluss nicht warm geworden. Ich empfand ihn als zu abgehackt, unpersönlich und verwirrend. Dazu kam, dass ständig Wörter plötzlich in Großbuchstaben geschrieben wurden, was mich irritierte.

 

Es geht um verschiedene Etappen des Me-Too-Skandals, allerdings bleiben die betroffenen Frauen dabei extrem blass. Es geht eigentlich nicht wirklich um sie, mehr um den Skandal selbst, die Medien und dabei um verschiedene Vertreter, die ziemlich leicht zu erkennen sind, wenn man den Skandal noch einigermaßen im Kopf hat und ein bisschen Google bemüht, um sich über den Autor zu informieren. 

Ja, das Thema Machtmissbrauch und welche Auswirkungen und Ausformungen – Grade und Abstufungen – das haben kann, aber man lernt keine der Frauen wirklich kennen, deren Geschichte erzählt wird.

 

Die Frauen, deren Geschichten hier wiedergegeben werden sind nicht greifbar. Man erlebt das alles nicht wirklich mit ihnen. Man lernt sie nicht kennen. Sie sind keine „richtigen“ Charaktere, sondern nur „sie“s, denen Dinge passieren, die sie häufig nicht vollkommen überblicken.

 

Dazu kommt, dass man heute eine andere Sicht auf die gesamte Me-Too-Debatte hat. Heute wird darüber gesprochen. Heute werden solche Fälle nicht mehr so leicht unter den Teppich gekehrt, wie das früher war. Damals sah das alles noch ganz anders aus.

 

Mir wurde der Ich-Erzähler hier zu sehr in den Fokus gerückt. Es geht mehr um ihn, als um die Geschichten der Frauen. Klar, er erzählt die Geschichte, aber ich hätte es besser gefunden, wenn die Frauen einem näher gebracht worden wären - so blieb immer alles distanziert.

 

 

Fazit: Ich hatte etwas komplett anderes erwartet. Ich hatte einen „richtigen“ Roman erwartet, mit Protagonistinnen, mit denen man mitfühlt, für die man empört ist und denen man Gerechtigkeit wünscht. Stattdessen wird hier sehr distanziert und abgehackt erzählt mit einem für mich zu gewöhnungsbedürftigen Schreibstil. Ich kam mit dem Buch einfach nicht klar.

 

Dazu kam noch, dass mir die Anführungszeichen und die klassische wörtliche Rede fehlten. Zudem wurden ständig Wörter plötzlich in Großbuchstaben geschrieben wurden, was mich irritierte.

 

Ich habe nichts dagegen, wenn ein Mann über Themen wie die Me-Too-Debatte schreibt. Ich finde, Literatur sollte frei bleiben. Aber ich habe schon mehrere Romane zu diesem Thema gelesen und fand alle anderen besser. Schade, dass dieses Buch so polarisiert und andere – und in meinen Augen bessere – Bücher in der Masse untergehen.

 

Mich hat das Buch leider nicht begeistert, sondern größtenteils gelangweilt – ich wünschte wirklich, ich hätte es abgebrochen. Von mir bekommt es 0,5 Stern.