Rezension

Der Anfang war wirklich gut, der Mittelteil hat mich dagegen enttäuscht

Was ich dir noch sagen wollte - Tom McAllister

Was ich dir noch sagen wollte
von Tom McAllister

Bewertet mit 2.5 Sternen

Von einem Tag auf den anderen wird der dreißigjährige Hunter Witwer. Eben war sie noch da, jung und voller Elan, nun ist Kait fort - für immer. Hunters Herz ist gebrochen. Unfähig, in sein altes Leben zurückzukehren, nimmt er die Urne mit Kaits Asche, lässt alles hinter sich und macht sich auf die Reise, die er seiner Frau immer versprochen hat, einmal quer durch Amerika, von Ost nach West. Eine Reise, auf der er in die kuriosesten Situationen gerät und den schrägsten Figuren begegnet. In seinen Gedanken und Erinnerungen an ihr gemeinsames Leben, an glückliche Momente und verpasste Chancen ist Kait immer bei ihm. Aber was wird die Zukunft bringen? Wird es Hunter gelingen, Kait gehen zu lassen? 

Meine Meinung

Der Einstieg in die Geschichte hat mir wirklich gut gefallen. Tom McAllister schafft es die Gefühlslage von unserem Protagonisten Hunter in einer Art und Weise herüber zu bringen, dass sie einem richtig nahe geht. Der Leser wird von einer äußerst gedrückten und traurigen Grundstimmung begleitet, wodurch Hunters Verlust nur allzu deutlich wird. Von einem auf den anderen Tag ist seine Frau Kait plötzlich verstorben und hinterlässt eine große Lücke in seinem Leben. Fast scheint es so als habe er den Sinn am Weiterleben verloren…Eines Tages ändert sich das jedoch, als er ganz spontan beschließt Kaits größten Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen und sich auf einen Roadtrip durch die USA macht.

Der Road Trip steht weniger im Fokus, vielmehr geht es in der Geschichte um das Thema Trauerbewältigung. Der Tod eines geliebten Menschen wirft einen aus der Bahn und löst in ihm das Gefühl aus, nie mehr glücklich werden zu können. Und auch alle anderen sollen kein Glück sondern tiefe Trauer empfinden.

„ Deine Traurigkeit hat was von Arroganz, diese Idee, dass alle sich für deine Lage interessieren müssen, selbst die, die ihre eigenen Verluste zu betrauern haben (…) Dass auch sie trauern müssen, weil die Welt eine verloren hat, die wichtig war, eine, die genauso wertvoll war wie Sauerstoff.“ (S.107)

Aber man kann nicht ewig daran hängen bleiben, da das Leben an sich viel zu kostbar ist. Man sollte jede einzelne Sekunde in vollen Zügen genießen. Genau das muss Hunter im Laufe des Buches lernen. So schrecklich der Tod seiner Frau auch ist, er muss ihn akzeptieren lernen, da sein Leben trotz allem weitergeht und noch so viel für ihn bereit hält.

Obwohl ich den Anfang wirklich toll fand, lässt mich der Rest der Geschichte mit gemischten Gefühlen zurück. Irgendwie konnte sie mich nicht richtig von sich überzeugen bzw. begeistern. Gerade im Mittelteil musste ich mich stellenweise zum Weiterlesen antreiben, was hauptsächlich daran lag, dass ich zwar mit Hunter mitfühlen und seine Trauer nachempfinden konnte, ansonsten aber Probleme hatte ihn, seine Einstellung und Handlungen zu verstehen. Es ist nicht so leicht seine Persönlichkeit zu beschreiben, doch ich werde mein bestes versuchen ;) In der Vergangenheit hat sich Hunter oft etwas vorgemacht. Er hat nie richtig hinterfragt oder überlegt was aus ihm oder seinem Leben werden soll. Er konnte sich schnell für etwas begeistern, doch diese Begeisterung war oft genauso schnell wieder vorbei. Kein Wunder, dass in seinem Leben nicht immer alles so gelaufen ist wie er sich das vorgestellt hat. Sein Scheitern hat er immer schön geredet, anstatt seine Lehren daraus zu ziehen. Mittlerweile scheint es so als habe er ein wenig resigniert hat und sich einfach in sein Schicksal gefügt. Vielleicht war „Was ich dir noch sagen wollte“ auch einfach nicht mein Buch (wobei mir der hintere Teil und das Ende wieder besser gefallen haben, da hier das gleiche Feeling wie zu Anfang des Buches herrschte)

Hin und wieder gibt es kleine Rückblicke in die Vergangenheit der beiden und wir erfahren u.a. wie sie sich kennen- und schließlich lieben gelernt haben. Hunter lässt einen an seinen Erinnerungen an Kait und ihre gemeinsamen Erlebnisse teilhaben, sodass man die Chance erhält zu erfahren was Kait für ein Mensch war. 
Ein weiterer Störfaktor war für mich das Verhalten von Kaits Mutter Sherry und ihren Brüdern, da sie total unsympathisch und ungehobelt erscheinen lässt.

Mein Fazit

Während mir der Anfang und das Ende von „Was ich dir noch sagen wollte“ wirklich gut gefallen haben, hat mich der Mittelteil ziemlich ernüchtert zurückgelassen. Hauptgrund hierfür war, dass Hunter und ich nicht auf derselben Wellenlänge waren. Ich konnte seine Trauer nachvollziehen und – empfinden, aber das war auch schon alles.