Rezension

Der Blutrausch blieb irgendwie aus, leider...

Viral. Blutrausch -

Viral. Blutrausch
von Mark Benecke

Bewertet mit 2 Sternen

Innerhalb kurzer Zeit werden zwei junge Frauen brutal ermordet aufgefunden - blutleer, nur mit einem Bademantel bekleidet und mit symbolischen Beiwerk bestückt. Laut Gerichtsmedizin wurde hier mit präzisem Handwerkszeug und großer Sachkenntnis gemordet. Die Polizei um Kommissarin Peterson gerät schnell unter Druck, denn voran kommt man kaum und einen Verdächtigen gibt es bisher noch nicht. Das Privatermittlerteam Bastian Becker und Janina Funke werden zur Lösung des Falls mit herangezogen, Becker war seinerzeit ebenfalls Polizist - ein Fall aus seiner Dienstzeit hat ihn psychisch an seine Grenzen gebracht und aus dem aktiven Polizeidienst katapultiert.
Währenddessen formiert sich in der Öffentlichkeit schnell eine feste Front von Verschwörungstheoretikern und der geheimnisvolle Doktor Q findet im WWW seine Anhängerschaft, die er regelmäßig mit seinen Thesen anfüttert. Der Innenminister will währenddessen schnellstens Erfolge sehen, koste es, was es wolle...

Wow, das ist für einen Krimi ja mal was anderes - Schneewittchen(Morde) und die Real-Vampir-Szene - coole Mischung!

Mark Benecke ist als Kriminalbiologe, Blutspuren-Experte und Entomologe durch diverse Sach- und Hörbücher, Podcasts und als Berater u.a. bei einigen TV-Formaten bekannt. Er war u.a. auch für das F.B.I. tätig und hält regelmäßig Vorträge zu etlichen wissenschaftlichen Themen.
Da sollte doch ein Krimi aus der Feder eines Profis ein Selbstgänger sein, oder? 

Und schon ist man in das Karussell der Enttäuschungen eingestiegen, doch der Reihe nach, wobei das gar nicht so einfach ist.

Der Schreibstil ist echt gewöhnungsbedürftig - kurze, abgehackt wirkende Sätze und div. Wiederholungen, dieses gibt sich zwar etwas im Laufe späteren Kapitel, insgesamt bleibt der Stil aber befremdlich und wirkt auf mich eher wie eine Kladde oder notierte Gedankengänge. Wendungen und manche Zeitabläufe ergeben teilweise keinen Sinn für mich bzw. kann ich denen nicht folgen.

Zu den Protagonisten - größtenteils einfach nur unsympathisch - zickig, übellaunig und karrieregeil. Die psychischen Probleme (und unordentliche Wohnverhältnisse) stehen mir in der Geschichte zu viel im Fokus und dabei meine ich nicht die Probleme der Opfer oder des Täters, sondern die Befindlichkeiten einiger Ermittler. Sowas übertüncht für mich unnötig die Story und deren eigentlichen Verlauf. Trotzdem bleiben die Protagonisten eher blass und man bekommt zu einigen nur wenig Hintergrund-Wissen mit auf den Weg, um eine Bindung zu ihnen aufbauen zu können. Auch das Zusammenspiel einiger Personen untereinander wirkt oftmals hölzern und manchmal auch kindisch.

Die Demonstranten und Doktor Q - völlig fehl am Platz und ein nerviges Dauerthema unserer Zeit. Querdenker, Besserwisser und andere Spinner kostet dieses Buch bei nur 230 Seiten wertvolle Zeit und Platz, den man mit der eigentlich angedachten Geschichte hätte füllen sollen. 
Die Ermittlungsarbeit und das Auslesen der Spuren waren kaum vorhanden oder die Zusammenhänge waren für mich nicht schlüssig. Zwischendurch gab es mal interessante Ansätze, als z.B. durch Aktenwälzen eine Verbindung zu älteren, noch ungeklärten Fällen hergestellt werden konnte - da war er, der Lichtblick und die Hoffnung auf mehr? Leider nein.

Wer waren überhaupt die Opfer und ihr Umfeld? Wie kam die Polizei auf den Täter, hat außer Becker und Janina noch jemand in der Szene ermittelt? Wieso Blutrausch im Titel, wenn es doch keinen gab? Hier gab es leider keine Antworten drauf, insgesamt bleibt man mit etlichen Fragezeichen zurück, nachdem man sich durch dieses Hick-Hack gelesen hat. Schade, die Inhaltsangabe hat kaum was mit der Geschichte zu tun, aber das Cover gefällt mir, auch wenn´s kein typisches Krimicover ist.

Sollte es einen 2. Teil geben, bin ich definitiv raus.