Rezension

Der erfolgreichste portugiesische Roman seit Jahren? - Nicht für mich

Wohin der Wind uns weht - João Ricardo Pedro

Wohin der Wind uns weht
von João Ricardo Pedro

Inhalt

Normalerweise schreibe ich mit meinen eigenen Worten worum es in dem Roman geht. Hier fällt es mir aber so schwer den Inhalt wiederzugeben, dass ich nur die Kurzbeschreibung zitieren möchte:

Duarte wächst auf umgeben von fremden Erinnerungen. Jeder Weg, jedes Haus im Ort hat schon längst seinen Platz in der Familiengeschichte. Kein Blick, ohne Spuren zu erkennen – die seines Vaters, gebrochen zurückgekehrt nach einem einzigen Abenteuer, die seines Großvaters, beseelt von dem einfachen Glück auf dem Land. Allein am Klavier kommt Duarte zu sich selbst und einer Geschichte. Doch nach und nach entpuppt sich die Verheißung der Musik als Gefahr, und Duarte droht zu verlieren, was ihm lieb ist. Erst als er die vergilbten Briefe seines Großvaters entdeckt, scheint sich eine letzte Chance zu bieten – auf Läuterung und ein still leuchtendes Lebensglück.

Meine Meinung

"Wohin der Wind uns weht" ist der erfolgreichste portugiesische Roman der letzten Jahre und hat dadurch meine Neugier geweckt. Leider konnte er die hohen Erwartungen, die ich an das Buch hatte, jedoch nicht erfüllen. Zunächst dachte ich noch, dass ich es einfach nur mit einer sehr anspruchsvollen Geschichte zu tun habe, die mich an den portugiesischen Fado erinnert, der auch melancholisch, schwer und durchzogen von Traurigkeit ist. Aber leider wurde die Aneinanderreihung von mehreren Kurzgeschichten – denn dies zeichnet für mich dieses Buch aus – auch bis zum Ende hin kein Roman im üblichen Sinne.

Einzig verbindendes Element der Kurzgeschichten ist Duarte, der mal mehr, mal weniger in Erscheinung tritt. Auch sein Großvater spielt eine wichtige Rolle in manch einem der Kapitel und ja nicht zu vergessen seine große Liebe die Musik. Leider sind genau die Teile, in denen es um die Liebe zur Musik geht, für mich mit einer teilweise obszönen, teilweise einfach nur billig sexuellen Sprache so verschandelt worden, dass sie den Lesegenuss mehr als getrübt haben. Völlig unnötig waren für mich diese Einschübe und mir unverständlich ist, wieso der Autor zu diesem "Stilmittel" gegriffen hat.

Duarte selber blieb bis zum Ende hin eine sehr blasse und farblose Figur, die mich nicht berühren konnte. So wie mich auch der verwirrende Schreibstil des Autors nicht berühren konnte. Dabei hat die Geschichte durchaus Potenzial und hätte wirklich großartig sein können.

Auch das Ende hat leider nicht für Klarheit gesorgt und die einzelnen Geschichten nicht zu einem Ganzen zusammenfügen können, was ich sehr schade finde, da ich während des Lesens immer wieder gehofft habe, dass zumindest der Schluss einen Moment schafft, der alles vorher gelesene ins rechte Licht rückt.

Fazit

"Wohin der Wind uns dreht" hat mir leider nicht gefallen. Die Idee der Geschichte finde ich zwar sehr gut, aber leider ist die Umsetzung zu verwirrend und nüchtern, als das sie mich hätte berühren können