Rezension

Der Fluss vergisst nie...

DUNKLER FLUSS - Nicholas Bennett

DUNKLER FLUSS
von Nicholas Bennett

Bewertet mit 3 Sternen

>>Es ist die Unterströmung, verstehen Sie>>

Nach Jahren kehrt Weaver an den Ort seiner Kindheit zurück. Nach Measton, dorthin, wo er als 5-jähriger beinahe im Fluss ertrunken wäre. Damals ist ihm sein Freund Grant nachgesprungen und hat ihn gerettet, er wurde allerdings nie gefunden. Man geht davon aus, dass ihn die Unterströmung fortgetrieben hat.
Weaver selbst hat es später nach Brighton verschlagen, doch er hat die Rechnung ohne den Fluss gemacht, denn der lässt niemanden gehen. Und so wird er von Albträumen und Halluzination nach Hause gerufen.
Denn dort ist das Böse wieder erwacht, bereit jeden zu infizieren und damit die dunkelste Seite und die tiefsten menschlichen Abgründe aufzutun. ..
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Selten hat mich ein Buch so zwiegespalten zurückgelassen....

Die Grundgeschichte, die Nicholas Bennett da erzählt, ist, ganz pur und rein für sich genommen, großartig!
Das Problem ist nur, er baut sie viel zu weitläufig und ausschweifend aus. Das nimmt man anfangs noch recht gelassen hin, aber er hört gar nicht mehr damit auf und bringt bis zum Schluss hin immer weiter neue Personen und Handlungsstränge mit ein, die eigentlich gar nicht wirklich notwendig sind und die auch irgendwann anfangen zu nerven, denn es verkompliziert das Lesen. Es gibt einfach zu viele lose Fäden, die auch teilweise ins Nichts führen. Und viel schlimmer, sie haben mich als Leser oftmals gar nicht interessiert und mich auch nicht unbedingt zu fesseln vermocht.

Und so steckt dieses Buch einerseits voller richtig guter Ideen und Höhepunkten, was den Kern der Geschichte angeht ~ andererseits gibt es aber auch viele nicht so hohe Punkte. Und diese machen einem das Lesen manchmal etwas schwer. So hat der Autor die Angewohnheit seine Charaktere mal mit Vor-, mal mit Nach- und manchmal auch mit Spitznamen auftreten zu lassen. Dabei gibt es oft relativ gleichklingende Namen und es sind einfach viel zu viele Personen ~ man kommt unweigerlich, selbst bei den Hauptcharakteren, manchmal ins Schlingern.

Ansonsten allerdings gefällt mir der Schreibstil sehr gut. Er kann geschickt mit wenigen Worten Atmosphäre aufbauen und es gibt einige großartige Charaktere, die auch aus einem Stephen King Roman stammen könnten (und ja, der schweift auch gerne mal ab, aber der hat auch das Talent dafür). Fast alle Personen sind toll ausgearbeitet, ganz egal ob gut oder böse, man hat ein relativ klares Bild von ihnen - trotz des ganzen Namenchaos. Und auch der Spannungsbogen - selbst wenn er im Mittelteil etwas arg durchhängt - ist vorhanden und lässt einen Seite für Seite weiterlesen, weil man wissen möchte, wie es ausgeht.

Übrigens ist dieses Buch jetzt nicht wirklich ein Thriller, sondern gehört (wie man am Verlag erkennen kann) eher in die Sparte Grusel/Horror/Mystery. Da ist das mit einem stimmigen Schluss ja nicht immer ganz so einfach. Doch genauso überzeugend wie der Anfang war, konnte mich Nicholas Bennett auch mit seinem Schluss überzeugen. Klar, hätte man gerne noch ein paar Informationen mehr gehabt, aber möchte man das nicht immer....

Fazit: Hätte der Autor sich auf den einen Handlungsstrang konzentriert, plus vielleicht 1-2 Nebenstränge, dafür dann auch ca. 200 Seiten weniger - es wären wohl glatte 5 Sterne geworden. So tut es mir in der Seele weh, für eine an sich großartige Geschichte, nur 3 Sterne vergeben zu können. Schade!