Der große Erfinder
Karl May, der Geschichtenerzähler und große Selbstüberschätzer und Narzisst. Das ist der Mann, über den Schwenke hier einen fantastischen Roman voller Tragik und Komik geschrieben hat. Er gab vor, die Abenteuer, über die er schrieb, selbst erlebt zu haben (vielleicht glaubte er manchmal sogar selbst an seine Fiktion) - aber in Wahrheit war er arm, ein gescheiterter Lehrer und ist sogar straffällig geworden. Erst mit 57 konnte er sich selbst auf die große Reise in die weite Welt machen. Aber was er erlebte, war ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte.
Schwenke erzählt hier wirklich mit einer fabelhaften Mischung aus eigener Fiktion und Spiel mit der Wahrheit, ganz wie May selbst. Sein beeindruckendes Hintergrundwissen zu Karl Mays Leben und die Geschichte über seine Reise in den Orient machen das Buch zu einer spannenden Zeitreise. Dabei glänzt Schwenke noch dazu mit einer leichten, humorvollen Schreibe, die einen auch mal durch etwas langatmigere Passagen durchführt. Auch das Buch selbst ist schön gestaltet. Ein empfehlenswertes Debüt von Schwenke, der es schafft, May zu einer interessanteren und komplexeren Romanfigur zu machen als Old Shatterhand.