Rezension

Der Herzstein zeigt den Weg

Dustlands - Der Herzstein - Moira Young

Dustlands - Der Herzstein
von Moira Young

Bewertet mit 4 Sternen

Saba hat ihn tatsächlich gefunden: ihren Bruder. Aber irgendwie ist nichts mehr wie vorher. Plötzlich wollen sie verschiedenen Dinge und Saba muss sich entscheiden. Als sie merkt, dass sie sich mit Jack treffen muss, will sie unbedingt zum Treffpunkt und setzt damit ein Abenteuer in Gang, dass sie nicht erwartet hat … Und leider kommen ihr Bruder und ihre Schwester Emmi mit … 

 

 

[Die Protagonisten]

Der Fokus hat sich verändert, haben wir im ersten Band Lugh immer nur aus Erzählungen gekannt, treffen wir ihn jetzt hautnah. Und dann merke ich: Warum haben wir den gesucht? Lugh ist herrisch mit einem riesiger ungesunden Beschützerinstinkt. Er hat immer recht und das wirklich immer. Da gibt es kein “Nein”, das er hört. Er ist mir unsympathisch und richtig, richtig schlimm finde ich, dass aus seiner Sicht immer Saba schuld ist.

Saba hat also noch ein Päckchen mehr zu tragen: die Schuld. Sie hat sich schon immer Gedanken darüber gemacht, ob sie Schuld an allem war und das ist völlig verständlich. Aber ich mochte ihren daraus entstandenen Kämpfergeist, ihren Willen zu überleben und das nicht allein. Dieser Wille gerät etwas ins Wanken, denn was soll ein Mensch noch alles ertragen können? Dafür hält sie sich eigentlich noch ganz gut und ihre Handlungen sind auch fast alle recht nachvollziehbar. Was für mich ein Graus ist, erkläre ich einfach nur mit einem Wort: Liebe.

Viele alte Bekannte treffe ich wieder, über einige freue ich mich, über andere eher nicht. Aber auch diese machen Wandlungen durch, die mir sehr gut gefallen haben. Da kommt noch einiges auf uns zu.

 

[Kulisse]

Was mich gefreut hat, ist, dass wir einen Abstecher in den Windgürtel machen und den Phosphorregen spüren ;) Warum und wieso wird hier nicht verraten. Ich finde einige Schauplätze sehr gut gewählt, was ich nicht mag, ist, dass Saba Tote anzieht. Sie zieht irgendwie eine Schneise der Verwüstung hinter sich her. Das war mir manchmal zu viel des Guten.

 

 

[Handlung]

Bevor ich zu lesen begann, hatte ich Bedenken, dass ich vielleicht nicht mehr in die Geschichte herein finden könnte. Außerdem macht ich mir Sorgen, dass ich Sabas Sprechweise wieder nicht mögen würde. Aber all diese Zweifel waren unbegründet.

Die Geschichte schlüpft sofort in mein Herz und ich erwärme mich für alles: die Kulisse, Saba, Emmi und die Wüste. Es ist ein wahres Ränkespiel, denn diesmal weiß der Leser nicht, wem er vertrauen und folgen kann. Folge ich blind Saba, die scheinbar das Unglück anzieht und einem Gespenst hinterher jagt? Vertraue ich Jack, der eine komische Art hat, zu zeigen, dass ihm jemand wichtig ist? Oder laufe ich wie Emmi erst einmal nur hinterher, zerbreche mir mein Köpfchen und dann hören die “Erwachsenen” eh nicht auf mich?

War Lugh im ersten Teil, der Schatz den wir gemeinsam gesucht haben, ist es diesmal leider Jack. Leider, weil ich ihn doch so gerne mochte. Seine Gespräche mit Saba waren oft etwas witzig, er hatte ausgefallene Ideen und war schon ein cooler Typ. Am Anfang ist er zwar noch kurz präsent, verabschiedet sich aber relativ schnell, denn der Weg zu ihm ist weit. Was in der Zwischenzeit bei ihm passiert, wird erst nach und nach bruchstückhaft wieder zusammen gebaut. Das erhöht die Spannung und den Eifer Jack den Hals umzudrehen, denn so ganz koscher ist er mir in diesem Band nicht.

Es wird schon spannend, wenn der Leser auf alte Bekannte trifft, die er im ersten Band mochte oder auch hasste. Permanent war ich am überlegen, wem ich vertrauen soll oder wer mich hier als Leser hinters Licht führen möchte. Die Autorin hat sich sehr viel Mühe gegeben, aber ein kleiner Wermutstropfen bleibt doch, denn im Endeffekt ist die Handlung dem ersten Band sehr ähnlich. Sie hat mich nicht minder gefesselt, aber die Parallelen sind nicht unsichtbar und müssen wenigstens erwähnt werden.

Die Sprache von Saba ist auch nicht mehr so außergewöhnlich. Zwar verschluckt sie immer noch Buchstaben und redet sehr gerade heraus, aber es ist sehr viel schwächer als im ersten Teil. 
 

 

[Die Gestaltung]

Besser gefallen hat mir definitiv das Cover vom ersten Teil. Es war heller, die Überschrift stand für mich mehr im Vordergrund und den jetzt gelegte Fokus auf Saba finde ich nicht ganz so passend. Wir als Leser wissen doch, dass sie die Hauptprotagonistin ist, da hätte etwas schöneres auf dem Cover sein können.

 

 

[Die Bewertung]

Saba war stark und schwach. Wieder ist sie einen langen Weg gegangen, der nicht einfach war, mich aber als Leser gefesselt hat: