Rezension

Der Junge aus dem Meer

Ende Juli, Anfang August -

Ende Juli, Anfang August
von Kristina Magdalena Henn

Bewertet mit 5 Sternen

Emotionaler Roadtrip

Seit Julis Zwillingsschwester Mira verschwunden ist, hat sie keinen mehr so richtig an sich heran gelassen.
Sie wartet nur darauf, dass Mira endlich zurückkommt, denn erst dann kann auch Juli wieder vollständig sein.
Bei einem ihrer Spaziergänge am Meer, findet Juli eines Tages einen Jungen im Wasser. Er kann sich an nichts mehr erinnern, nur ein portugiesisches Lied löst etwas bei ihm aus.
Nach einem unschönen Vorfall tun die beiden sich zusammen und laufen weg, nach Portugal.

Das ist eines von diesen Büchern, die einen schon bei den ersten Seiten komplett einsaugen, und erst bei der letzten Seite wieder ausspucken.
Man begleitet Juli als Leser zwar durch ihren Alltag, aber richtig kennenlernen wird man sie erst nach und nach, im Laufe der Geschichte. Sie ist sehr vorsichtig und verschlossen, seit ihre Zwillingsschwester Mira fort ist, eine Einzelgängerin.
Nur Julis sporadisch eingestreute Tagebucheinträge lassen einen Einblick in ihre Gefühlswelt zu.

Juli und August, wie sie den Jungen vom Meer bald nennt, lernen während ihrer Reise nach Portugal eine Menge über sich selbst. Die Reise ist bunt, spannend und abwechslungsreich. Nur ein, zwei Situationen kamen mir vielleicht ein bisschen zu konstruiert vor, darüber sehe ich aber gerne hinweg, weil der Rest ansonsten zu gut war.
Und ob August sich am Ende der Reise erinnern kann, und wer er überhaupt ist, bleibt bis zum Schluss ein spannender Punkt in der Geschichte.

Das Buch ist zwar nicht sonderlich dick, aber ich fand es sehr intensiv. Julis Herzschmerz, ihre Zerrissenheit und Verzweiflung war für mich körperlich spürbar.
Die Autorin hat so eine tolle Art zu erzählen, die Sprache fand ich mit Momenten fast schon poetisch.
Aber die Geschichte ist nicht nur traurig, es gibt viele Augenblicke die glücklich machen und es ist so, dass man das Buch nach der letzten Seite zufrieden schließen kann.